Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Anziehungskraft der großen Städte mit ihrer Industrie auf die 
ländliche Bevölkerung begründet. Bei der engen Nachbarschaft 
von Stadt und Land lernen Knecht und Magd nur zu leicht das 
Verführerische des modernen Lebens kennen; dem Knecht und 
dem Bauernsohn, die als Soldat dienen, wird die „Großstadt- 
luft“ in ihrer zweijährigen Dienstzeit mehr als zuviel eingeblasen; 
die Magd aber meint, daß Fabrikarbeit mit beschränkter Stunden- 
zahl und nachheriger freier Zeit bei höherem Lohne dem länd- 
lichen, viele Plage und Arbeit bringenden Dienste weit vorzu- 
ziehen sei. Worin der physische, ethische und wirtschaftliche Irr- 
tum einer solchen Auffassung besteht, braucht ja nicht erst klargelegt 
zu werden. Andererseits kann man es niemand verdenken, wenn 
er sich zu „verbessern“ wünscht. Daß noch mancherlei geschehen 
könnte, um auch den ländlichen Beruf anziehender zu machen, 
namentlich durch Veranstaltung von Belehrung und Unterhaltung 
bietenden Vergnügungen, ist schon von vielen Seiten nicht nur er- 
kannt, sondern auch werktätig erhärtet worden. 
Es ist nicht möglich, in so eingehender Weise, wie sie es 
verdiente, auf die enorme Entwicklung der sächsischen Industrie 
seit dem Regierungsantritte König Alberts einzugehen. Eine der- 
artige Schilderung würde, wie das bekannte Gebauersche Buch, 
das an sich schon wieder durch die Verhältnisse überholt ist, 
Bände umfassen. Auch würde, um nochmal darauf hinzu- 
weisen, bei dem Mangel an verläßlichen Unterlagen auf Grund 
der Gewerbezählung von 1907, jede solche Besprechung schon von 
Haus aus veraltet sein. Betrachten wir also zunächst nur in 
einigen Punkten die Ergebnisse von 1895 und fassen dabei die 
Tatsache ins Auge, daß König Alberts Regierungsbeginn kurz 
nach Eintritt des „großen Krachs“ fiel, der naturgemäß auf 
Jahre hinaus eine gesunde Entwicklung des industriellen Lebens 
gehemmt hat. Aber dann, nachdem diese Nöte überwunden waren, 
schnellte es wieder mit einer weder im Inlande noch im Auslande 
geahnten Elastizität empor, wenn auch, wie jedem ohne weiteres 
ersichtlich, die Niedergänge nicht ausgeblieben sind. An Wider- 
sprüchen in der Beurteilung der Lage fehlte es dabei nicht, wie 
es ja bei den sich vielfach kreuzenden Interessen innerhalb der
	        
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