Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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in Alt- und Neugersdorf, Eibau, Seifhennersdorf; letzteres ist 
zugleich samt seiner Umgebung mit der Verarbeitung dieser leichten 
Stoffe zu Röcken und Hosen für die Arbeiter beschäftigt. Ebers- 
bach erzeugt auch weibliche Kleidungsstoffe und karrierte Bett- 
zeuge, Schürzenzeuge, Taschentücher, worin sich ebenfalls das lang- 
gestreckte Cunewalder Tal betätigt. Wie im Vogtlande verdrängt 
hier allgemach die Fabrik die Hausarbeit, der Massenbetrieb er- 
tötet die Einzelindustrie, auch dies ein Prozeß, der aus vielen 
Gründen bedauerlich ist, aber sich nicht aufhalten läßt. 
Mit der Baumwollindustrie nimmt die eigentliche Woll- 
industrie in dem sächsischen Wirtschaftsleben den ersten Rang 
ein. Von den ersten Stadien, die die Wolle, wenn sie roh heran- 
geführt worden ist, durchzumachen hat, bis zu den letzten der 
Tuch= und Buckskinweberei, finden sich alle in sächsischen Plätzen 
vertreten, und zwar ist es auch hier wieder das Vogtland, das 
sich vornehmlich mit dieser Industrie beschäftigt. Da gibt es 
Wollwäschereien in Reichenbach und Kirchberg, Karbonisierungs- 
anstalten, in denen die ausländischer Wolle oft beigemischte 
Pflanzenfaser durch Waschen mit verdünnter Schwefelsäure und 
folgende Erhitzung auf 150° C verkohlt wird, ohne daß dadurch 
die Wollfaser leidet, Wollkämmereien, die aus der langfaserigen 
edleren, der sogenannten Kammwolle den sogenannten Kammzug 
herstellen, während aus der kürzeren, gewöhnlichen Wolle der 
Streichzug hergestellt wird. Dann wird die so vorbereitete Wolle 
in den Streich= und Kammgarnspinnereien zu Reichenbach, Mylau, 
Netzschkau, Lengenfeld, Kirchberg u. a. zu Garnen versponnen. 
Streichgarne werden auch in Werdau und Krimmitschau herge- 
stellt, wo zugleich die Fabrikation der Vigogne zu Hause ist, eines 
Gemischs von Wolle und Baumwolle. Für Kammgarne sind ferner 
in Leipzig-Plagwitz große Fabriken entstanden. Die Verwebung 
aber zu feineren Tuchen und Buckskins wird namentlich in Lengen- 
feld, dann aber auch in der Lausitz zu Bischofswerda und Kamenz 
betrieben; minder feinere Sachen werden in Reichenbach, an den 
vorgenannten Plätzen in der Lausitz und zu Bautzen, in Großen- 
hain, Oschatz, Roßwein, Döbeln, Leisnig erzeugt. Reichenbach 
ist auch der Hauptsitz für Flanellfabrikation, die außerdem in
	        
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