Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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verbleiben, der sie bei den gedrückten Preisen so unendlich kümmer- 
lich nährt, so sucht doch die jüngere Generation verständigerweise 
lohnendere Betriebe auf, so daß die Handwebereien zweifellos im 
Rückgange gegen die sich mehrenden Fabriken sind. Auch werden 
stets, namentlich bei der weniger wohlhabenden Bevölkerung die 
billigeren Baumwollenzeuge vor den leinenen den Vorzug haben. 
— Einer etwas besseren Lage erfreut sich die seit 1666 in Groß- 
schönau und Neuschönau an der Mandau bei Zittau bestehende 
Damastweberei; wenn auch nicht mehr in dem früheren Um- 
fange betrieben, leistet sie doch infolge der Anwendung von 
Jacquard-Stühlen und seit Einführung des Maschinengarns mehr 
für diejenigen, die sie ausüben, als die Leineweberei. Freilich 
ist der Betrieb, weil jede frische Zugluft von den leicht in Ver- 
wirrung geratenden Mustern abgehalten werden muß, ungesund, 
und bei dem leicht wechselnden Geschmack, der nach anderen Mustern 
verlangt, die wieder nicht ohne große Kosten beschafft werden 
können, in seinem Ertrag großen Schwankungen unterworfen. — 
Erwähnt mag nur kurz sein, daß sich in denselben Gegenden, die 
Leineweberei treiben, auch die Jute, der ostindische oder Kalkutta- 
hanf, mit seiner dem Flachse ähnlichen Faser eingebürgert hat 
und teils mit Flachsfaser zusammen zur Herstellung grober Stoffe, 
wie Pack= und Sackleinewand, teils auch rein zu Möbel= und 
Portierenstoffen verarbeitet wird. Solche Jutespinnereien und 
-webereien befinden sich auch zu Meißen und Leipzig. 
Die überall eindringende Maschinentechnik hat zum Teil auch 
der einst im ganzen Erzgebirge verbreiteten Spitzenklöppelei 
die Existenz erheblich geschmälert. Im Jahre 1808 erfand der 
Engländer Heathcoat die sogenannte Bobbinetmaschine, die dann 
1824 verbessert wurde und seit 1835 durch die Verbindung mit der 
Jacquardmaschine auch Muster weben konnte. Die auf solchen 
Maschinen erzeugten Spitzen standen allerdings an Feinheit des 
Musters und Haltbarkeit den geklöppelten Spitzen nach, dafür aber 
waren sie um so billiger und erfüllten als Besatz für Ober= und 
Unterkleider ihren Zweck vollkommen. Leipzig und Dresden 
wurden seit den achtziger Jahren Sitze dieser Industrie. Da sich 
dementsprechend die Nachfrage nach geklöppelten Spitzen minderte,
	        
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