— 640 —
verbleiben, der sie bei den gedrückten Preisen so unendlich kümmer-
lich nährt, so sucht doch die jüngere Generation verständigerweise
lohnendere Betriebe auf, so daß die Handwebereien zweifellos im
Rückgange gegen die sich mehrenden Fabriken sind. Auch werden
stets, namentlich bei der weniger wohlhabenden Bevölkerung die
billigeren Baumwollenzeuge vor den leinenen den Vorzug haben.
— Einer etwas besseren Lage erfreut sich die seit 1666 in Groß-
schönau und Neuschönau an der Mandau bei Zittau bestehende
Damastweberei; wenn auch nicht mehr in dem früheren Um-
fange betrieben, leistet sie doch infolge der Anwendung von
Jacquard-Stühlen und seit Einführung des Maschinengarns mehr
für diejenigen, die sie ausüben, als die Leineweberei. Freilich
ist der Betrieb, weil jede frische Zugluft von den leicht in Ver-
wirrung geratenden Mustern abgehalten werden muß, ungesund,
und bei dem leicht wechselnden Geschmack, der nach anderen Mustern
verlangt, die wieder nicht ohne große Kosten beschafft werden
können, in seinem Ertrag großen Schwankungen unterworfen. —
Erwähnt mag nur kurz sein, daß sich in denselben Gegenden, die
Leineweberei treiben, auch die Jute, der ostindische oder Kalkutta-
hanf, mit seiner dem Flachse ähnlichen Faser eingebürgert hat
und teils mit Flachsfaser zusammen zur Herstellung grober Stoffe,
wie Pack= und Sackleinewand, teils auch rein zu Möbel= und
Portierenstoffen verarbeitet wird. Solche Jutespinnereien und
-webereien befinden sich auch zu Meißen und Leipzig.
Die überall eindringende Maschinentechnik hat zum Teil auch
der einst im ganzen Erzgebirge verbreiteten Spitzenklöppelei
die Existenz erheblich geschmälert. Im Jahre 1808 erfand der
Engländer Heathcoat die sogenannte Bobbinetmaschine, die dann
1824 verbessert wurde und seit 1835 durch die Verbindung mit der
Jacquardmaschine auch Muster weben konnte. Die auf solchen
Maschinen erzeugten Spitzen standen allerdings an Feinheit des
Musters und Haltbarkeit den geklöppelten Spitzen nach, dafür aber
waren sie um so billiger und erfüllten als Besatz für Ober= und
Unterkleider ihren Zweck vollkommen. Leipzig und Dresden
wurden seit den achtziger Jahren Sitze dieser Industrie. Da sich
dementsprechend die Nachfrage nach geklöppelten Spitzen minderte,