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verfeinerten und zweckentsprechenderen Herstellung von Lebens-
und Genußmitteln gewidmet sind. Nur auf die in Dresden
und Leipzig florierende Schokoladen- und Konservenfabrikation,
auf die Biskuitbäckereien zu Wurzen, Dresden, Leipzig, auf die
Pulsnitzer Pfefferkuchenfabrikation soll kurz hingewiesen werden, Be-
triebe, dic sich fast alle von teilweise früheren kleinen Anfängen wäh-
rend der Regierungszeit König Alberts zu großer Bedeutung aus-
gewachsen haben. Bierbrauerei und Destillation sind natürlich
über das ganze Land verbreitet, wennschon die größeren und
größten Anstalten dieser Richtung in den großen Städten oder in
ihrer Umgegend zu suchen sind. Am 1. Mai 1905 waren in der
Fabrikation von Nahrungs= und Genußmitteln 36 150 Menschen
beschäftigt, wobei aber nur die wirklichen Fabrikanlagen, nicht
die kleineren Betriebe, wie sie namentlich in der Müllerei, Bäckerei
und Fleischerei vorkommen, in Betracht gezogen waren. Kurz
mag auch der Tabakindustrie gedacht werden, deren immer
steigende Entwickelung auch in die Regierungszeit König Alberts
fällt. Sie wird nicht nur in den größeren Städten selbständig
betrieben, sondern wird als Aushilfsindustrie in den Webergebieten
von wirtschaftlicher Bedeutung, wo in den stillen Zeiten nicht nur
die Männer, sondern auch Frauen und Mädchen Zigarren wickeln.
Daß von diesen Kreisen ganz besonders der Widerstand gegen das
1882 drohende Tabaksmonopol ausging, ist verständlich, wenn-
schon sich gerade für sie über die Berechtigung dieses Widerstandes
streiten läßt. Große Bedenken wurden auch gegen die Zigaretten-
steuer seitens der Dresdener Fabrikation erhoben; es hat sich nach
Inkrafttreten des Gesetzes vom 1. Juli 1906 schwerlich ein Rück-
gang des Zigarettenkonsums bemerklich gemacht, der trotz seiner
größeren Kostspieligkeit gerade in Arbeiterkreisen sich sehr ver-
breitet hat. Es darf zum Schluß bemerkt werden, daß auch im Zucht-
hause zu Waldheim eine große Anzahl von Sträflingen mit der
Zigarrenfabrikation für Rechnung einiger größerer Firmen be-
schäftigt wird.
Bekanntlich waren König Albert und König Georg große
Kusikliebhaber und große Klavierspieler. Beide Herrscher per-
sonifizierten damit einen überhaupt dem sächsischen Volke eigenen