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König Georg am 20. Mai 1903 in Gegenwart zahlreicher Vertreter
von Bundesregierungen zu Dresden eröffnete deutsche Städte-
ausstellung. Es waren hier 140 deutsche Städte von über 25.000
Einwohner vertreten, und die Ausstellung umfaßte alles, was
in den Bereich städtischen Verkehrs, städtischer Verwaltung und
Wohlfahrtseinrichtung gehört, als Beleuchtung, Straßenbau,
Straßenbahnwesen, Entwässerung, Häfen, Brücken, Baupolizei,
Gesundheits= und Armenwesen, Registratur= und Bureaueinrich=
tungen u. dgl. m. Übrigens schloß sich wenige Monate später
daran an, ebenfalls das gastliche Dresden zum Treffpunkte wäh-
lend, der deutsche Städtetag, der ungefähr 400 Vertreter von
160 deutschen Städten über 25000 Einwohnern vereinigte. Der
Eröffnung durch den Berliner Oberbürgermeister Kirschner wohnte
der deutsche Kronprinz bei.
Ehe wir den überblick über die industrielle Entfaltung
Sachsens während der Regierung König Alberts abschließen,
muß noch kurz des Baugewerbes Erwähnung getan
werden; denn bei dem Anwachsen der Bevölkerung über-
haupt, insbesondere der städtischen, bei der Zunahme der in-
dustriellen Anlagen und endlich bei den vermehrten Ansprüchen
an bequeme, licht= und luftreiche Wohnungen, ferner aber auch
bei der durch den größeren Verkehr hervorgerufenen Straßenbau-
tätigkeit, den vergrößerten Anlagen für Wasser-, Gas= und
sonstige Lichtversorgung mußte dieses Gewerbe im größten Um-
fange zunehmen. Dem entsprachen die durch die Gewerbezählung
von 1895 sich ergebenden Zahlen, ganz besonders, wenn man
diese mit den Ergebnissen von 1882 verglich. 1882 waren in
8347 Betrieben 51 675 Personen tätig, das waren 6,51 Proz. der
gesamten erwerbtätigen Bevölkerung. 1895 dagegen beschäftigten
11 692 Betriebe 106585 Personen in einem Verhältnissatze zur
ganzen industriellen Bevölkerung von 9,26 Proz. Die Personen-
zahl war also auf mehr als das Doppelte, das prozentuale Ver-
hältnis um fast die Hälfte gewachsen. Die vielseitige Beschäftigung,
die also gerade in Sachsen sich dem Architekten und Ingenieur
bietet, hat diesen Stand zu großer Entwickelung kommen lassen.
Schon im Jahre 1846 wurde der Sächsische Ingenieur= und Archi-