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tekten-Verein gegründet, dessen Mitgliederzahl im Jahre 1898
565 betrug und sich in vier Sektionen, nämlich für Ingenieurwesen
und Geodäsie, für Maschinenwesen und Eisenbahnbetrieb, für Archi-
tektur und Hochbau und endlich für Berg= und Hüttenwesen
gliederte. In der „Zeitschrift für Architektur= und Ingenieur-
wesen“ hat der Verein sich seit dem genannten Jahre 1898 ein
selbständiges Organ geschaffen.
Der schon mehrfach erwähnte wirtschaftliche Scheinaufschwung,
den der Milliardensegen herbeiführte, ließ sich sehr bald in den mit
unheimlicher Schnelligkeit entstandenen Mietkasernen der großen
Städte bemerken. Lediglich aus Spekulation gebaut, billig im Mate-
rial und in der sonstigen Ausführung, bargen sie in ihren Mauern
möglichst viele Familien, die nach dem Umschlag des Jahres 1873
durch Aufnahme von Aftermietern sich eine kleine Zubuße schaffen
wollten. Diese Wohnungen zeigten mit erschreckender Deutlich-
keit die Lage des städtischen Proletariats. In Dresden wohnte
im Jahre 1875 noch 3,2 Proz. der Bevölkerung im Keller und
9018 Wohnungen waren vorhanden, deren Fenster nicht ins Freie
führten. Im selben Jahre wies Leipzig zwar verhältnismäßig
wenig Kellerwohnungen auf, ein Umstand, der weniger durch die
Menschenfreundlichkeit der Erbauer, als durch das überall hoch
anstehende Grundwasser erklärt wird; dagegen gab es noch 27000
Wohnungen mit zusammen 107000 Bewohnern mit nur einem
heizbaren Zimmer, und namentlich war das Schlafstellenunwesen
so sehr entwickelt, daß in über einem Drittel sämtlicher Woh-
nungen in Alt-Leipzig gegen 22000 Schlafleute und Aftermieter
Aufnahme gefunden hatten; hierzu stellte wohl auch der Bruder
Studio ein größeres Kontingent. In Dresden galt das nur
für ein Viertel der Wohnungen, und nur etwa 20 000 After-
mieter und Schlafleute wurden geherbergt. Im Jahre 1895
zählte man noch 2062 Kellerwohnungen, sowie 112 Wohnungen
ohne irgendwelchen heizbaren Raum; die Hälfte aller Wohnungen
verfügte nur über ein heizbares Zimmer, und drei Viertel aller
bestanden nur aus einer Stube und einer Kammer mit Küche,
wobei auch häufig Schlafleute untergebracht waren. In Leipzig
ergab die Zählung vom 1. Dez. 1900 für die Altstadt 533 Keller-