Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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tekten-Verein gegründet, dessen Mitgliederzahl im Jahre 1898 
565 betrug und sich in vier Sektionen, nämlich für Ingenieurwesen 
und Geodäsie, für Maschinenwesen und Eisenbahnbetrieb, für Archi- 
tektur und Hochbau und endlich für Berg= und Hüttenwesen 
gliederte. In der „Zeitschrift für Architektur= und Ingenieur- 
wesen“ hat der Verein sich seit dem genannten Jahre 1898 ein 
selbständiges Organ geschaffen. 
Der schon mehrfach erwähnte wirtschaftliche Scheinaufschwung, 
den der Milliardensegen herbeiführte, ließ sich sehr bald in den mit 
unheimlicher Schnelligkeit entstandenen Mietkasernen der großen 
Städte bemerken. Lediglich aus Spekulation gebaut, billig im Mate- 
rial und in der sonstigen Ausführung, bargen sie in ihren Mauern 
möglichst viele Familien, die nach dem Umschlag des Jahres 1873 
durch Aufnahme von Aftermietern sich eine kleine Zubuße schaffen 
wollten. Diese Wohnungen zeigten mit erschreckender Deutlich- 
keit die Lage des städtischen Proletariats. In Dresden wohnte 
im Jahre 1875 noch 3,2 Proz. der Bevölkerung im Keller und 
9018 Wohnungen waren vorhanden, deren Fenster nicht ins Freie 
führten. Im selben Jahre wies Leipzig zwar verhältnismäßig 
wenig Kellerwohnungen auf, ein Umstand, der weniger durch die 
Menschenfreundlichkeit der Erbauer, als durch das überall hoch 
anstehende Grundwasser erklärt wird; dagegen gab es noch 27000 
Wohnungen mit zusammen 107000 Bewohnern mit nur einem 
heizbaren Zimmer, und namentlich war das Schlafstellenunwesen 
so sehr entwickelt, daß in über einem Drittel sämtlicher Woh- 
nungen in Alt-Leipzig gegen 22000 Schlafleute und Aftermieter 
Aufnahme gefunden hatten; hierzu stellte wohl auch der Bruder 
Studio ein größeres Kontingent. In Dresden galt das nur 
für ein Viertel der Wohnungen, und nur etwa 20 000 After- 
mieter und Schlafleute wurden geherbergt. Im Jahre 1895 
zählte man noch 2062 Kellerwohnungen, sowie 112 Wohnungen 
ohne irgendwelchen heizbaren Raum; die Hälfte aller Wohnungen 
verfügte nur über ein heizbares Zimmer, und drei Viertel aller 
bestanden nur aus einer Stube und einer Kammer mit Küche, 
wobei auch häufig Schlafleute untergebracht waren. In Leipzig 
ergab die Zählung vom 1. Dez. 1900 für die Altstadt 533 Keller-
	        
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