Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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König-Albert--Stiftung vom Könige genehmigt, aus deren Zinsen 
ein außeretatmäßiger Zögling unterhalten werden sollte. 
Die Bewaffnung des Heeres hat mit der Zunahme der Er- 
findungen auf dem Gebiete des Schießwesens mehrfache Ver- 
änderungen erlebt. An Stelle des Zündnadelgewehrs, das sich 
dem Chassepotgewehr gegenüber als minderwertig während des 
Krieges 1870/71 erwiesen hatte, wurde 1875 das Mausergewehr, 
Modell 71, eingeführt. Dieses wurde 1886 durch das Modell 71/84 
und dieses wieder 1890 durch das Modell 88 abgelöst und dabei 
zugleich das rauchschwache Pulver in Gebrauch genommen. Dem- 
entsprechend wurden die Karabiner der Kavallerie umgestaltet und 
an Stelle der Pistole trat seit 1873 für Offiziere und berittene 
Unteroffiziere der Revolver. Seit dem 29. Sept. 1889 führen 
sämtliche Kavallerie-Regimenter die früher nur von den Ulanen 
geführte Lanze. Auch bei der Artillerie sind vielfache Wandlungen 
eingetreten, z. B. die Einführung der Feld-Haubitzen, der Rohr- 
rücklaufkanonen und der Schnellfeuergeschütze oder Maschinen- 
gewehre. . 
Von hoher Wichtigkeit war die neue Reichs-Militär-Straf- 
gerichtsordnung, die mit dem 1. Okt. 1900 für das gesamte Reich 
in Kraft trat. Sie trug durch Anpassung an den sonst geltenden 
Strafprozeß und durch Einführung der Offentlichkeit des Ver- 
fahrens erheblich zur Beseitigung der von vielen Seiten mehr mit 
Unrecht als mit Recht behaupteten Mißstände bei. Die mannig- 
fachen seitdem am Gesetze vorgenommenen Anderungen gehören 
nicht in den Rahmen der Darstellung. 
Von den in Dresden errichteten großartigen Militärbauten 
der Albertstadt ist schon an anderem Orte die Rede gewesen. 
Neue Heimstätten wurden aber auch, natürlich in weit beschei- 
denerem Maße, überall da geschaffen, wo man ein dauerndes 
Verbleiben der Garnison erwarten durfte. So baute 1874 Frei- 
berg die Jägerkaserne, 1876, 1880 und 1884 entstanden die Es- 
kadronkasernen in Großenhain, 1877 die Kaserne des Infanterie- 
Regiments Nr. 103 zu Bautzen usw. Nächst Dresden erhielt wohl 
Leipzig die größte Kasernopolis. Nachdem schon 1876 ein neues 
Stück an die seit Oktober 1869 als Kaserne benutzte Pleißenburg
	        
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