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und nicht die ganze Armee beteiligt sein konnten. Die Ermordung
des deutschen Gesandten in Peking, des Freiherrn von Ketteler,
am 16. Juni 1900, gab bekanntlich Veranlassung zur Bildung
eines deutschen Expeditionskorps in China und weiterhin zur
Erwerbung des Schutzgebietes Kiautschon. Ferner begannen
mit Ende 1903 die aufständischen Bewegungen in dem deutschen
Kolonialgebiete Südwest-Afrikas. Bei beiden Gelegenheiten, nament-
lich der letzterwähnten, haben auch Sachsens Söhne als freiwillige
Kämpfer mit Ruhm teilgenommen. Es wird einer eingehenden
Geschichtschreibung dieser Kämpfe in Ost-Asien und Südwest-Afrika
vorbehalten sein, die Namen dieser Wackeren, von denen mancher
fern von der Heimat für Deutschlands Ehre den Tod fand, mit
Genauigkeit festzustellen. Auch das mag in diesem Zusammen-
hange hervorgehoben werden, wieviele Sachsen sich dem Dienste
in der deutschen Reichsmarine zugewandt haben, in der eine
Glattdeckskorvette am 27. Nov. 1880 auf den Namen der Königin
Carola getauft wurde und ein großer Panzer „Sachsen“ 1909
seiner Vollendung entgegengeht. — — —
Wie sehr überhaupt das sächsische Volk sich von vornherein
mit dem Reichsgedanken befreundete und sich in ihn einlebte,
kann nicht genug gerühmt werden, wenngleich es unmöglich ist,
dies im einzelnen auszuführen. Das erstemal, daß nach dem
Regierungsantritt König Alberts Kaiser Wilhelm I. in Sachsen
erschien, geschah am 9. Juli 1874, als er auf der Rückreise von
Gastein begriffen, von König Albert begleitet in Leipzig eintraf.
Beide Herrscher wurden von der Bevölkerung mit unendlichem
Jubel empfangen. Dies gleiche ließ sich dann 1876 bei den im
Süden Leipzigs stattfindenden Kaisermanövern bemerken. Aber
ganz besonders bildeten im Anschluß an die vom 14. bis 20. Sept.
1882 abgehaltenen Kaisermanöver der von der Dresdener und
der aus allen Teilen des Landes zusammengeströmten Bevölke-
rung dem 85 jährigen Kaisergreise dargebrachte Empfang, die über-
quellenden Ovationen bei seinem Einzug in das wunderbar schön
geschmückte Dresden ein für die Gesinnung des sächsischen Volkes
und seines Herrschers hochbedeutsames Ereignis. Andererseits war,
wie schon gelegentlich der Manöver erwähnt wurde, König Albert