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1889 nach Beendigung der Manöver bei Ostrau im Königlichen
Residenzschloß zu Dresden abgehaltenen Paradediner. König
Albert hatte in seinem Trinkspruche auf den kaiserlichen Gast des
letzten Besuches Kaiser Wilhelms I. im Jahre 1882 gedacht und
daran in seiner herzlichen und feinen Weise folgende Betrachtungen
geknüpft: „Damals begrüßten wir in ihm den siegreichen Führer
aus vergangenen Zeiten; heute haben wir die Freude, den Feld-
herrn der Zukunft, den Führer des deutschen Volkes in Gefahr in
unserer Mitte zu sehen. Nehmen Ew. Mgojestät die Versicherung
entgegen: Wie wir Alten in schweren und guten Tagen zu Ihrem
verewigten Großvater, unserm ruhmreichen Kaiser, treu gestanden
haben, so werden wir und die Jüngeren dieses Korps, sowie alle,
die uns nachkommen, freudig dem Rufe Ew. Mgojestät folgen,
wenn es die Gefahr des Vaterlandes erfordert.“ — Hierauf er-
widerte Kaiser Wilhelm II. u. a. in hochbedeutsamer Weise: „Es
ist eine große Schuld, die Ich abzutragen habe. Viele Jahre
haben Ew. Majestät mit unwandelbarer Treue und Gnade für
Mich gesorgt und Sich um Mich gekümmert. Wie Ew. Majestät
es wohl bekannt ist, hat dereinst Mein verstorbener Herr Vater
Mich Ew. Mojestät besonders ans Herz gelegt mit der Bitte, Sie
möchten für Mich sorgen, wenn ihn einmal etwas Menschliches
träse. Ew. Majestät haben diese Bitte in hochherziger Weise er-
füllt, und Ich habe schon lange Jahre Meines Lebens einen
innigen Freund und väterlichen Berater an Ew. Majestät ge-
funden, und Ich bin hocherfreut, hier Meinen warmen Dank
zum Ausdruck zu bringen. In Ew. Mgojestät verehre Ich den-
jenigen Zeitgenossen, der unter dem Kommando Meines Hoch-
seligen Herrn Großvaters mit ruhmreicher Hand an der Wieder-
gewinnung unserer alten Freiheit, an der Neubegründung des
Deutschen Reiches erfolgreich mitgearbeitet hat“ usw.
Aber nicht nur in höchsten Kreisen wurden die Gefühle der
Zusammengehörigkeit zum Ausdruck gebracht. Sondern als das
kaiserliche Paar — denn auch die Kaiserin war in Begleitung
des Gemahls nach Dresden gekommen — am 5. Sept. seinen
Einzug in Dresden hielt, war nicht nur die Ansprache des Ober-
bürgermeisters Dr. Stübel der Dolmetsch solcher Empfindungen,