Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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vom Zollverein durchgeführten Schutzzollpolitik nicht so günstig, 
wie gerade für Sachsen, und es entwickelte sich an der Hand des 
sog. „Zuckerkriegs“ eine Scheidung der volkswirtschaftlichen An- 
schauungen nach den beiden Seiten Freihandel und Schutzzoll. Da 
veröffentlichte Friedrich List, der ja schon im zweiten Jahr- 
zehnt mit Feuereifer für die Ausführung des Artikels 19 der 
Bundesakte über die Regelung des Verkehrs im deutschen Bunde 
in die Schranken getreten war, im Jahre 1841 den ersten Band 
seines epochemachenden Werkes „Das nationale System der poli- 
tischen Okonomie“, worin er sich mit großer Leidenschaftlichkeit 
aber auch mit großer Sachkenntnis für den Schutz der nationalen 
Arbeit gegen das Ausland aussprach. Er erzielte namentlich in 
Süddeutschland ungeheuren Beifall; aber auch in Sachsen, in dem 
er auf einem anderen Gebiete, wie noch zu erzählen sein wird, 
seinen bedeutungsvollen Einfluß geltend gemacht hatte, fanden 
seine Anschauungen den lautesten Widerhall. Alsbald verlangten 
die süddeutschen Kammern vom Zollverein die Durchführung 
eines strengen Prohibitivsystems. Merkwürdigerweise war dies 
damals das Kenn= und Losungswort der Liberalen. Da 
Preußen einem derartigen Radikalismus nicht folgen konnte 
und wollte, so sprach man in Süddeutschland schon offen den 
Gedanken aus, daß es Zeit sei, sich von dem rückständigen Preußen 
zu trennen. In Sachsen hatte sich, ganz genau übrigens wie 
in Preußen auch, in dieser Frage ein scharfer Gegensatz zwischen 
Spinnern und Webern entwickelt. Die Spinner, die sich infolge 
der durch amerikanische Verhältnisse herbeigeführten, freilich bald 
wieder schwindenden günstigen Konjunktur der Jahre 1835 bis 
1837 sehr gemehrt hatten, verlangten Schutz gegen die einströmen- 
den billigeren englischen Garne vom Zollverein, während die Webe- 
reien gerade die Billigkeit der Garne als Vorbedingung für die 
größere Absatzfähigkeit ihrer Erzeugnisse festhalten mußten. Die 
sächsische Regierung erklärte nach einigem Zaudern sich gegen 
jede, wenigstens gegen jede namhafte Erhöhung der Garnzölle. 
Die Karlsruher Zollkonferenz vom Herbste 1845 gab dann der 
Forderung des Schutzzolls durch eine Erhöhung dieser Zölle nach, 
jedoch keineswegs in dem verlangten Maße.
	        
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