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unsere Zukunft vorzugsweise auf unsern Dynastien.“
Bismarck hat noch oft Gelegenheit genommen, seiner Verehrung
für König Albert Ausdruck zu geben; am besten passen aber
wohl die Worte hierher, die er am 8. Mai 1895 den sächsischen
Bürgermeistern und Stadtverordneten gegenüber äußerte: „Ich
will Sie als Sachsen bitten, mit mir einzustimmen in ein Hoch
auf Ihren Monarchen, der einer der wenigen überlebenden ist von
denen, die mit dem Degen in der Faust unsere Einheit haben
erkämpfen helfen, und der unter allen Umständen — ein
seltenes Muster — das Wohl seiner Untertanen im
Auge behalten hat, aber auch ein reichstreuer, natio-
nalgesinnter Mann geblieben ist.“ — — An das Regie-
rungsjubiläum reihte sich im folgenden Jahre ein militärisches:
am 21. Juli 1899 waren es fünfzig Jahre her, seit Friedrich
Wilhelm IV. dem von Düppel zurückkehrenden Prinzen Albert den
Orden pour le mérite verliehen hatte. Kaiser Wilhelm, der sich
auf seiner Nordlandreise befand, schickte eine Deputation von
Ordensrittern unter Führung des Prinzen Albrecht von Preußen
und ließ dem Könige eine goldene Krone zu dem Orden überreichen.
In besonderer Weise trat das Vertrauen zu König Albert als
einem reichstreuen, nationalgesinnten und tadellos rechtlich denken-
den Manne bei Gelegenheit der Lippeschen Erbfolge zutage. Am
20. März 1895 starb Fürst Woldemar von Schaumburg-Lippe
kinderlos. An Stelle seines geistesschwachen, also regierungs-
unfähigen Bruders Alexander hatte der Verstorbene in einem vom
20. Okt. 1890 datierten Erlaß den Prinzen Adolf von Lippe-
Schaumburg, einen Schwager Kaiser Wilhelms II., zum Regenten
ernannt. Anspruch auf die Nachfolge und Regentschaft erhob aber
am 12. April auch Graf Ernst zu Lippe-Biesterfeld. Daraufhin
beschloß der Landtag am 24. April unter Zustimmung des Re-
genten Adolf, die testamentarische Bestimmung vorläufig anzuer-
kennen, aber dem Bundesrate die Regelung der Nachfolge zu über-
lassen. Dieser überantwortete die Entscheidung der Sache einem
Schiedsgericht, das sich aus Räten des Reichsgerichts mit dem
badischen Senatspräsidenten Dr. Bingner zusammensetzte, zum Vor-
sitzenden aber den König Albert von Sachsen haben sollte. Dieses
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