— 708 —
Schiedsgericht erklärte sich am 22. Juni 1897 zu Dresden für die
größere Berechtigung des Biesterfelders, und deshalb legte am
10. Juli 1897 Prinz Adolf zu Schaumburg die Regentschaft nieder.
Eine gewisse Animosität des Kaisers gegenüber dem durch diesen
Schiedsspruch zur Regentschaft gelangten Grafen Ernst von Biester-
feld trat freilich dann am 17. Juni des folgenden Jahres in einer
sehr scharf gehaltenen Depesche an den Regenten über dessen
Differenz mit dem dortigen kommandierenden General zutage, die
allenthalben im Reiche großes Aufsehen und namentlich auch in
Sachsen berechtigtes Befremden erregte. Die Offentlichkeit erhielt
davon erst in der zweiten Hälfte des Juli Kenntnis, und der am
30. Juli erfolgte Tod des Fürsten Bismarck drängte das Interesse
daran in den Hintergrund. Die Erbfolgefrage wurde aber wieder
aufgerollt, als am 26. Sept. 1904 der Regent Graf Ernst im Alter
von 63 Jahren verstarb; denn nun trat Graf Adolf wieder mit
seinen Ansprüchen gegen den ältesten Sohn des Verstorbenen, den
Grafen Leopold, hervor. Nachdem sich aber diese beiden geeinigt
hatten, die Sache erneut einem Schiedsgerichte zu unterbreiten
und der Bundesrat das Reichsgericht als solches bestimmt hatte,
erklärte dieses nach dem inmittelst erfolgten Tode des oben-
erwähnten Fürsten Alexander (gest. 13. Jan. 1905 in der Heil-
anstalt St. Gilgenberg bei Bayreuth) am 25. Okt. 1905 den Graf-
Regenten Leopold von Lippe-Biesterseld für thronfolgeberechtigt,
bestätigte und erweiterte somit die Entscheidung König Alberts vom
Jahre 1897 und die ihr zugrunde gelegten Anschauungen.
Wenn aus dem im vorstehenden Mitgeteilten sich klar ersehen
ließ, wie sehr das sächsische Volk immer an allem teilnahm, was
die Interessen des Reiches anging und darum ein um so freudigerer
Zeuge des guten Verhältnisses zwischen seinem Könige und dem
deutschen Kaiser war, so trat gleichermaßen eine entsprechende Liebe
und Verehrung für den eigentlichen Schöpfer des Reiches bei den
verschiedensten Gelegenheiten zutage, u. a. auch bei seinem 70. Ge-
burtstage am 1. April 1885, zu dessen Hauptgeschenk, der Bis-
marck-Stiftung, gerade Sachsen ganz erheblich beigetragen hatte.
Als nach dem Tode Kaiser Wilhelms I. während der 99 Tage der
Regierung Kaiser Friedrichs III. sich das Gerücht von einer