Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Schiedsgericht erklärte sich am 22. Juni 1897 zu Dresden für die 
größere Berechtigung des Biesterfelders, und deshalb legte am 
10. Juli 1897 Prinz Adolf zu Schaumburg die Regentschaft nieder. 
Eine gewisse Animosität des Kaisers gegenüber dem durch diesen 
Schiedsspruch zur Regentschaft gelangten Grafen Ernst von Biester- 
feld trat freilich dann am 17. Juni des folgenden Jahres in einer 
sehr scharf gehaltenen Depesche an den Regenten über dessen 
Differenz mit dem dortigen kommandierenden General zutage, die 
allenthalben im Reiche großes Aufsehen und namentlich auch in 
Sachsen berechtigtes Befremden erregte. Die Offentlichkeit erhielt 
davon erst in der zweiten Hälfte des Juli Kenntnis, und der am 
30. Juli erfolgte Tod des Fürsten Bismarck drängte das Interesse 
daran in den Hintergrund. Die Erbfolgefrage wurde aber wieder 
aufgerollt, als am 26. Sept. 1904 der Regent Graf Ernst im Alter 
von 63 Jahren verstarb; denn nun trat Graf Adolf wieder mit 
seinen Ansprüchen gegen den ältesten Sohn des Verstorbenen, den 
Grafen Leopold, hervor. Nachdem sich aber diese beiden geeinigt 
hatten, die Sache erneut einem Schiedsgerichte zu unterbreiten 
und der Bundesrat das Reichsgericht als solches bestimmt hatte, 
erklärte dieses nach dem inmittelst erfolgten Tode des oben- 
erwähnten Fürsten Alexander (gest. 13. Jan. 1905 in der Heil- 
anstalt St. Gilgenberg bei Bayreuth) am 25. Okt. 1905 den Graf- 
Regenten Leopold von Lippe-Biesterseld für thronfolgeberechtigt, 
bestätigte und erweiterte somit die Entscheidung König Alberts vom 
Jahre 1897 und die ihr zugrunde gelegten Anschauungen. 
Wenn aus dem im vorstehenden Mitgeteilten sich klar ersehen 
ließ, wie sehr das sächsische Volk immer an allem teilnahm, was 
die Interessen des Reiches anging und darum ein um so freudigerer 
Zeuge des guten Verhältnisses zwischen seinem Könige und dem 
deutschen Kaiser war, so trat gleichermaßen eine entsprechende Liebe 
und Verehrung für den eigentlichen Schöpfer des Reiches bei den 
verschiedensten Gelegenheiten zutage, u. a. auch bei seinem 70. Ge- 
burtstage am 1. April 1885, zu dessen Hauptgeschenk, der Bis- 
marck-Stiftung, gerade Sachsen ganz erheblich beigetragen hatte. 
Als nach dem Tode Kaiser Wilhelms I. während der 99 Tage der 
Regierung Kaiser Friedrichs III. sich das Gerücht von einer
	        
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