Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Wie schon angedeutet, hatte List in Sachsen den Anstoß zu 
einer der wichtigsten Kulturtaten unseres Landes gegeben. Nach- 
dem dieser merkwürdige Mann 1825 der politischen Verhältnisse 
wegen nach Amerika ausgewandert war, entstanden ihm dort an- 
gesichts der wirtschaftlichen Entwickelung durch den möglichsten 
Abschluß vom Auslande seine schutzzöllnerischen Theorien, die er 
durch ein eingehendes Studium der Verhältnisse vertiefte. Außer- 
dem aber wandte er seine rege Aufmerksamkeit dem rasch auf- 
blühenden Eisenbahnwesen zu. Die glückliche Entdeckung von 
Kohlenflözen in dem von ihm zur Heimat gemachten Staate 
Pennsylvanien machte ihn zu einem unabhängigen Manne, und 
nun erwachte in ihm die Sehnsucht, seinem deutschen Vaterlande 
wirtschaftlich aufzuhelfen. Als Konsul seines neuen Vaterlandes 
für Hamburg kehrte er nach Deutschland zurück. Seine Eisen- 
bahnpläne fanden aber in der Hansastadt ebensowenig Anklang, 
wie bei dem erst für Eisenbahnen begeisterten König Ludwig I. 
von Bayern. Da nahm er, angezogen von der zentralen Lage 
der Stadt, 1833 seinen Aufenthalt in Leipzig. Es ist dabei ein 
besonderes Verdienst der damaligen sächsischen Regierung, daß 
sie diesem bedeutenden Manne für seine Niederlassung trotz der 
von Wien und Stuttgart einlaufenden Warnungen keine Schwierig- 
keiten bereitete. Sofort stattete List seinen Gastfreunden seinen 
Dank in Gestalt eines Büchleins ab: „Über ein sächsisches Eisen- 
bahnsystem als Grundlage eines allgemeinen deutschen Eisenbahn- 
systems.“ Dies hat in der Hauptsache völlig richtig die großen 
Linien erkannt, mit denen in Sachsen die Einigung des ganzen 
Zollvereins vorbereitet werden müßte. Die Lage für solche Ent- 
würfe war deshalb gerade in Leipzig günstig, weil der Anschluß 
an den Zollverein vor der Tür stand und das Leipziger Kapital 
sich nach Betätigung unter neuen Verhältnissen umsah. Vier 
Mitglieder der Leipziger Kaufmannschaft, Wilhelm Seyfferth, 
D. Dufour-Feronce, ein Abkömmling der wenigen in Leipzig 
seinerzeit aufgenommenen Hugenotten, C. Lampe und Gustav 
Harkort, der jüngere Bruder des in Westfalen hochangesehenen 
Industriellen und Liberalen Friedrich Wilhelm Harkort, ließen 
sich für den Gedanken einer Bahn von Leipzig nach Dresden
	        
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