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war sie ihren Kindern eine zärtlich liebende und von diesen zärt-
lich geliebte Mutter gewesen. Sie war etwas über drei Jahre
älter als die heimgegangene Schwester und als deren Zwillings-
schwester Elisabeth Louise, beide geboren am 13. Nov. 1801.
Elisabeth war, wie oben erwähnt, die Gemahlin Friedrich Wil-
helms IV., dem sie nach fast 13 jährigem Wittum am 14. Dez. 1873
im Tode gefolgt war. Ihr Tod erfolgte in Dresden, wo sie seit
dem 8. Nov. bei ihren Schwestern geweilt hatte, durch eine Lungen-
entzündung. König Albert wohnte ihrer Bestattung zu Sans-
souci bei. — —
Nach all dieser Trauer brachte der 18. Juni 1878 das frohe
Fest der Silberhochzeit des Königspaares, an dem alle Teile
des Landes und alle Schichten der Bevölkerung durch Wort und
Schrift, durch Ehrengeschenke und festliche Aufzüge, durch Ver-
sammlungen und Stiftungen den herzlichsten und lebhaftesten An-
teil nahmen. Drei Tage währten die Festlichkeiten, zu denen
außer dem Prinzen Albrecht als Abgesandten des Kaisers der
Großherzog von Baden, der Großherzog und die Großherzogin
von Sachsen-Weimar, Prinz Luitpold von Bayern, der Herzog-
von Sachsen-Altenburg usw. usw. erschienen waren. In Erinne-
rung an die Jubelfeier begründete das Königspaar eine Frei-
stelle im Dresdener Bürgerhospital für ein würdiges und hilfs-
bedürftiges Ehepaar unter dem Namen „Albert-Carola--Stiftung“.
Das ganze Land weiß, ein wie glückliches Eheleben das könig-
liche Paar führte und wie gerade die Eigenart der Königin, die
man die personifizierte Herzensgüte nennen konnte, sie für die
Führung einer glücklichen Ehe prädestinierte. Da ihr eigene Kinder
versagt blieben, wandte sie ihre Fürsorge mit herzlicher Liebe
anderer Leute Kindern, und zwar besonders denen der unteren
Volksklassen zu. Überhaupt aber war sie in Pflege und Gutestun
so recht in ihrem eigentlichen Element. Schon früher ist erwähnt
worden, wie sie als Kronprinzessin in den Wiener Hospitälern
den Opfern des Krieges von 1866, namentlich den Söhnen des
Sachsenlandes, Hilfe und Pflege brachte. In noch viel größerem
Umfange entwickelte sie diese Tätigkeit während des Krieges
1870/71. Sie fuhr in die Dresdener Lazarette, Freund und Feind