Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Mannheim, wo sie als heranwachsende Prinzessin oft bei ihrer 
hochverehrten Großmutter, der Großherzogin-Witwe Stephanie — 
bekanntlich einer Adoptivtochter Kaiser Napoleons I. — zu Besuch 
weilte, zum Andenken an ihre am 19. Juli 1854 verstorbene 
Mutter Siechenhäuser, die den Namen Louisenheim führen. 
Es ist ferner bekannt, wie die Königin durch allerhand fest- 
liche Veranstaltungen, Ausstellungen, Basare, Konzerte, Bälle, 
Theateraufführungen u. dgl., entweder in eigener Regie oder als 
gern spendende Teilnehmerin wohltätige Zwecke zu fördern immer 
bestrebt war. Wieviel Ansprüche ferner das Weihnachtsfest nicht 
nur an ihre Kasse, sondern auch an ihre Arbeitskraft stellte, davon 
können die Dresdener Armen reichlich Zeugnis legen. Denn so- 
lange es ihre, leider oftmals gestörte Gesundheit gestattete, legte 
sie gern bei solchen Werken der Liebe selbst Hand an. Eine kleine, 
gut verbürgte Erzählung, die das treffend illustriert, gibt ihr 
Biograph der Oberst z. D. Schimpff: „Wieviele Frauenhemden 
können aus einem Ballen Leinwand hergestellt werden?“ fragte 
sie eines Tages eine in solchen Sachen wohlerfahrene Dame. Als 
diese ihr die ihrer Praxis entsprechende Zahl angab, sagte die 
Königin lachend: „Sehen Sie, da bin ich doch sparsamer als Sie; 
ich habe reichlich eins mehr herausgeschnitten.“ Und auf die von 
jemand einmal gemachte Bemerkung, daß das von ihr für Weih- 
nachtsbescherungen so viel geübte Häkelwerk auf die Dauer ge- 
sundheitsschädlich wirke, entgegnete die gutherzige Fürstin: „Sie 
glauben aber auch nicht, was alles noch bis Weihnachten fertig 
werden muß. Sie wissen gar nicht, wie viele meiner lieben alten 
Mütterchen auf eine Kleinigkeit von mir rechnen.“ — Mit den 
zunehmenden Jahren und abnehmenden Kräften mußte Königin 
Carola freilich viele der vorerwähnten Obliegenheiten auf jüngere 
Schultern, namentlich auf die der Prinzessin Mathilde und der 
Prinzessin Johann Georg abwälzen. — — 
Wie im eigenen Hause das Jahr 1878 dem königlichen Paare 
das erwähnte frohe Fest brachte, so ließ es die königliche Familie 
auch an dem 25 jährigen Regierungsjubiläum des Großherzogs 
Karl Alexander am 9. und 10. Juli teilnehmen. Das Oberhaupt 
der ernestinischen Linie war immer bestrebt gewesen, die von seinem
	        
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