gewinnen und erklärten sich bereit, das nötige Kapital durch Be-
gründung einer Aktiengesellschaft aufzubringen. List meinte, mit
höchstens einer Million die Sache bewerkstelligen zu können, man
legte aber vorsichtigerweise für 1½ Million Taler Aktien auf,
für damals eine unerhörte Summe, die man dann aber noch
zweimal erneuern mußte; aber „Zwillinge“ und „Drillinge“ fan-
den doch ihre Käufer, die es dann nicht zu bereuen hatten.
Mit geschickter Hand zog List durch einen feurigen Aufruf zur
Beteiligung an dieser „Nationalangelegenheit“ das breitere Publi-
kum und die öffentliche Meinung heran, veranstaltete Versamm-
lungen, gab fortlaufende Berichte von dem Fortgange des
Werkes u. dgl. Von höchster Bedeutung aber war das freund-
liche Entgegenkommen der sächsischen Regierung, die ohne wei-
teres auf die eingereichten Pläne einging, und dann vor allem
durch ein einsichtsvolles Enteignungsgesetz die Möglichkeit zur
Erwerbung des nötigen Baugeländes schuf, wobei teils mit Hab-
sucht, teils mit Dummheit, teils mit Niedertracht zu kämpfen
war. Dem damaligen Kreisdirektor von Falkenstein gebührt dabei
der Ruhm, der Regierung die Listschen Anträge empfohlen zu
haben. Nach Lists Ansicht sollte die kürzeste Richtung über
Grimma und Meißen genommen werden. Der zur Begutachtung
des Planes herangezogene englische Ingenieur Sir James
Walker — man war ja auf England für diese Technik damals
angewiesen, als auf das erste Land mit Eisenbahnen — machte
auf die Schwierigkeiten des auf dieser Strecke meist gebirgigen
Geländes aufmerksam, und so wählte man den technisch ein-
facheren Weg über Wurzen und Riesa. Dann begann 1836 der
Bau unter der Oberleitung des als königlichen Wasserbaudirektors
hochverdienten Hauptmanns Kunz.
Es ging ja anfangs langsam und damit schienen die Zweifler
und Spötter Recht zu behalten. Erst am 24. April 1837 wurde
die erste kleine Strecke nach dem zwei Stunden von Leipzig ent-
fernten Dorfe Althen eröffnet, wohin nun täglich viele Züge ab-
gingen mit neugierigen und vergnügungssüchtigen Leipzigern, die
dort in einem neuerbauten „Salon“ ein Schälchen Kaffee tranken.
Im Mai 1838 war der Erdeinschnitt bei Machern überwunden, der