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mehrfach konnte Gelegenheit genommen werden, seiner militärischen
und wissenschaftlichen Entwickelung zu gedenken. Nachdem er am
26. Okt. 1891 in Leipzig sein juristisches Examen abgelegt hatte
und am 28. Januar 1892 den juristischen Doktorgrad erworben
hatte — die Erlaubnis hierzu hatte er dem anfänglich abgeneigten
Vater als Weihnachtsgeschenk abgerungen — wurde der Prinz
am 1. Febr. 1892 bis Ende Juli zur Militär-Reitanstalt nach
Dresden, dann am 17. Aug. für die Dauer der Herbstübungen
zum Stabe der 1. Division Nr. 23 befehligt, die ihre Uübungen am
Sept. unter den Augen König Alberts bei Radeburg machte.
Vom 1. Okt. 1892 an tat der Prinz Dienste bei dem 1. Ulanen-
Regiment Nr. 17, das anläßlich der Verheiratung des Prinzen
Friedrich August am 21. Nov. 1891 König Albert dem Kaiser
Franz Josef verliehen hatte. Gleichzeitig wurde er à la suite
des 2. Grenadier-Regiments Nr. 101 Kaiser Wilhelm König von
Preußen gestellt, dessen erster Inhaber bei dem Prinzen Pate
gestanden hatte und bei dem der Prinz am 17. Nov. 1882 das
Patent als Sekondeleutnant erhalten hatte. So trat er in den
regelmäßigen Dienst unter den glücklichen Auspizien der beiden
Kaiser ein, die als die Friedenswächter Europas so lange Jahre
Segen geschaffen hatten, und bei seinen vorzüglichen Anlagen
ließ sich auch auf diesem Gebiete etwas Tüchtiges von ihm er-
warten, wenngleich man wußte, daß seine zartere Konstitution
größeren Strapazen nicht gewachsen war. Da wurde das sächsische
Volk durch die Kunde überrascht, daß Prinz Max in Eichstädt in
Bayern in ein Kloster getreten sei und sich dem geistlichen Stande
widmen wolle. Ob dieser Entschluß ein rascher oder ein länger
vorbereiteter gewesen ist — schon immer nannte ihn der Vater
gelegentlich einen Träumer —, ob ein Gelübde der sehr kirchlich
angelegten Mutter, die ihn der Kirche geweiht haben sollte, oder
ob Ursachen rein persönlicher Natur, wie sie in dem Herzen eines
jungen Mannes im Anfang der zwanziger Jahre eine Rolle zu
spielen pflegen, auf die Entscheidung des Prinzen mit eingewirkt
haben, das ist nie authentisch in die Offentlichkeit gedrungen. Schon
am 28. Dez. 1893 erhielt der Prinz zu Eichstädt die vier niederen
Priesterweihen, denen am 26. Juli 1896 ebenda in Gegenwart