Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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des Vaters und der Geschwister durch den sächsischen Bischof Wahl 
die Schlußweihen folgten. Am 1. Aug. las der Prinz im Beisein 
der ganzen königlichen Familie seine erste Messe in der katholischen 
Hofkirche zu Dresden. Inwieweit der Prinz mit seinen priester- 
lichen Neigungen den Intentionen des Vaters entsprach entzieht 
sich unserer Kenntnis. Bekannt jedoch ist, daß sein königlicher 
Oheim seine Erlaubnis zu diesem Schritte nur widerwillig erteilt 
hat. Denn wenn eine der wichtigsten der durch den konfessionellen 
Standpunkt der sächsischen Fürsten gegebenen Aufgaben die war, 
den konfessionellen Frieden zu erhalten und jene Kluft zwischen 
Fürst und Volk nicht zu erweitern, so hat König Albert diese Auf- 
gabe stets begriffen und erfüllt. Um so peinlicher mußte ihm der 
Schritt eines Familienmitgliedes sein, für den ihm doch mindestens 
dieselbe Verantwortung zugeschrieben wurde, wie dem Vater, und 
der als eine Art Provokation gedeutet werden konnte. Das sprach 
auch in manchen heftigen Angriffen die Presse aus; sie verletzten 
den König tief und veranlaßten ihn zu der an einen hervorragen- 
den evangelischen Geistlichen gerichteten zweifelnden Frage: „Habt 
Ihr denn noch ein bißchen Vertrauen zu mir?“ Und dieser konnte 
es ihm aus ehrlichem Herzen versichern. Als im zweiten Jahre 
nach den erwähnten Vorkommnissen die evangelische Geistlichkeit 
dem Könige zum 25 jährigen Regierungsjubiläum ihre aufrichtig- 
sten Glückwünsche darbrachte, antwortete er: „Wenn Ich auf eine 
fünfundzwanzigjährige glückliche und auch friedfertige Regierungs- 
zeit zurückblicken darf, so verdanke ich das insonderheit auch der 
evangelischen Geistlichkeit des Landes, die Mich in meinen Be- 
strebungen, den Frieden unter den Konfessionen zu erhalten unter- 
stützt hat, und nicht nur durch ihre Predigten, sondern auch in 
ihrem Wirken es dahin gebracht hat, daß Ich durch die Treue 
und Liebe des Volkes geradezu verzogen worden bin. Wenn Ich 
noch eins hinzufügen darf, so ist es die Bitte, daß Sie Mich auch 
ferner mit Ihren Gebeten tragen wollen, damit auch Meine voraus- 
sichtlich nur noch kurze Regierungszeit eine ebenso glückliche und 
friedliche sein möge.“ — Das waren Worte, die aus einem wahr 
empfindenden Herzen kamen und demgemäß auch in allen evan- 
gelischen Herzen einen vollen Widerhall weckten. Wohl kann man
	        
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