Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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jahrsparade am 30. Mai führte König Albert, den diesmal auch 
Prinz Johann Georg mit seiner Gemahlin begleitet hatte, dem 
Kaiser auf dem Tempelhofer Felde sein neues Regiment vor. 
Mit Freude konnte man dabei wahrnehmen, daß eine am 7. Febr. 
eingetretene Blasenblutung mit allen ihren Folgeerscheinungen 
glücklich wieder behoben war. Es war das erstemal, daß König 
Albert einen Anfall jener tückischen Krankheit hatte, der er später 
erliegen sollte. Doch fühlte er sich auch weiterhin munter genug, 
um vom 25. bis 29. Sept. als Gast des Kaisers von Osterreich 
mit dem Fürsten Windischgrätz die Hochwildjagden in Steiermark 
mitmachen zu können. 
Und es war gut, daß der Monarch seine Kräfte wiedergewann, 
in erster Linie natürlich für die immer komplizierter und schwie- 
riger sich gestaltenden Verhältnisse eines immer gewaltiger sich 
zum Industriestaat entwickelnden Landes, aber dann auch, um 
all der strapaziösen Freude gewachsen zu sein, die im Jahre 1898 
der 70. Geburtstag und das auf diesen Tag verlegte 25 jährige 
Regierungsjubiläum mit sich brachten. Was diese Feier, die sich 
im wesentlichen in den Tagen vom 19. bis 24. April abspielte, 
für alle, die sie miterleben durften, unvergeßlich machen wird, 
war die schöne Einhelligkeit, der das ganze Land bis in die 
kleinsten Winkel erfüllende Enthusiasmus, die Opferfreudigkeit auch 
der Armsten, um zu diesem Feste beizusteuern. Es ist nicht die 
Aufgabe einer in engeren Grenzen sich haltenden Darstellung, den 
Einzelheiten jener Tage nachzugehen, teilweise sind auch schon 
Züge aus dem großen Bilde herausgenommen worden, um an 
anderer Stelle eingefügt zu werden. Und auch so wird nur das 
allerwesentlichste Platz finden können. Der 19., 20. und 21. April 
war für den Empfang der Glückwunsch-Deputationen bestimmt 
worden. An diesen drei Tagen empfing im Marmorsaale des 
zweiten Stockwerkes des Königlichen Residenzschlosses der König 
an der Seite der Königin und umgeben vom großen Hosdienste 
die Deputationen, im ganzen 85 an der Zahl. Jeder Führer einer 
solchen richtete entweder eine freie Ansprache an den König oder 
verlas den Wortlaut einer Adresse, die dem diensttuenden Adju- 
tanten eingehändigt wurde. Jeder Abordnung dankte der König
	        
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