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Regierungszeit zurückblicken. Selbst an Unglücksfällen und widri-
gen Naturereignissen war diese Zeit verhältnismäßig arm gewesen.
Im Februar 1875 explodierte in Meißen eine Sicherheitszünder-
fabrik und forderte beträchtliche Opfer; damals fuhr die Königin
Carola nach der Stätte des Unglücks, um den Verunglückten Hilfe
und Linderung zu bringen. So war auch König Albert, als im
Sommer 1880 ein furchtbarer Wolkenbruch die südliche Oberlausitz
verwüstet hatte, schon am andern Morgen selbst zur Stelle, nachdem
er am Abend vorher auf die ersten Telegramme hin vom Übungs-
platze weg Pioniere zu Hilfe geschickt hatte. Am 16. Mai 1889 entlud
sich während einer Vollmondnacht ein furchtbares Gewitter über
dem Elbtale. Morgens 1 Uhr schlug der Blitz in den Pulver-
schuppen A unweit der Neuen Schenke bei Königstein. Dort lager-
ten zirka 15 000 Bomben, Granaten und Schrapnells, 200000
Infanterie-Patronen und 10000 Kilogramm Pulver. Trotz der
furchtbaren Explosion dieser Munitionsmassen, die einem förm-
lichen Schlachtengetöse glich, war doch nur Materialschaden zu be-
klagen. Selbst der Posten bei dem Pulverhause, der wegen des
Regens im Schilderhause untergetreten war, wurde zwar ein
Stück fortgeschleudert, dabei auch am Kopf und am Arme verletzt,
konnte aber doch noch zu Fuß sich nach der Festung begeben. —
Wie im Jahre 1886 um Weihnachten der Schnee in solchen dichten
Mengen gefallen war, daß tagelang der ganze Verkehr, um solche
Zeit doppelt empfindlich und schmerzlich, stockte, so brachten Ende
Juli und Anfang August 1897 gewaltige Regengüsse in allen
Teilen des Landes, besonders aber in den Flußtälern und in der
Lausitz nicht nur großen Materialschaden, sondern es kamen auch
viele Menschen in den rasend daherbrausenden Fluten um. Manche
Straße im Gebirge wandelte sich in einen reißenden Strom um,
und in der Niederung breiteten sich über den Feldern des Land-
mannes gewaltige Seeflächen aus. Aber mit der Regierung ver-
eint schuf millionenspendende Privatwohltätigkeit Hilfe, und bald
waren die Spuren des verheerenden Elementes wieder getilgt.
Übrigens hatte auch schon 1876 das Hochwasser manchen Schaden
angerichtet; vor allem unterwusch die Flut einen der Pfeiler
der erst kürzlich fertiggestellten Riesaer Eisenbahnbrücke, so daß
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