Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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an ihm einen verständnisvollen Gönner, der den Fortschritten 
auf allen Gebieten mit aufmerksamstem Auge gefolgt war und, 
selbst einer von denen, die Geschichte machen, besonders gern sich 
mit historischer Literatur beschäftigt hatte. Wie beklagte Sachsens 
Künstlerschaft, die sich recht eigentlich unter der taktvoll fördern- 
den Anteilnahme des königlichen Paares und des Prinzen Georg 
erst entwickelt und eine allgemein gültige Bedeutung genommen 
hatte, den Hingang des Mediceers auf Sachsens Thron! Und 
Bürger und Bauer und Arbeiter — sie alle wußten, daß ihres 
Königs Herz warm für sie geschlagen, und hatten gelernt, zu ihm 
wie zu einem gütigen Vater emporzublicken. Gerade vom sächsischen 
Arbeiter galt dies, so sehr auch auf ihn die Sozialdemokratie Ein- 
fluß gewonnen hatte, wie dies sich bei einem der letzten Aufent- 
halte des Königs in Chemnitz durch den ihm auch in den Arbeiter- 
vierteln gewordenen warmen Empfang erwies. Wen mußte da 
die schlichte Außerung des hierüber hocherfreuten Königs nicht 
in tiefstem Herzen rühren: „Ich glaube, die Leute haben im 
Grunde gar nichts gegen Mich!“ Wann hätte man auch trotz 
aller sozialistischen und anarchistischen Umtriebe von einem An- 
schlag auf dieses milde Herrscherhaupt gehört! Und so ward das 
Sachsenland in jenen Tagen des Schmerzes eine einzige große 
Trauergemeinde, die im Angesichte des Verlustes auch dessen Größe 
erst richtig zu würdigen lernte. Alle die liebenswürdigen Züge, 
die König Albert als Menschen ausgezeichnet hatten, seine natür- 
liche Leutseligkeit, sein gütiges Herz und seine milde Hand, seine 
Neigung zu einem fröhlichen Scherz und sein Verständnis für 
die heiteren Seiten des Lebens ebenso wie für die ernsten — alles 
das trat dem sächsischen Volke in seiner ganzen anziehenden Kraft 
wieder vor die Seele. Und vor allem: er war doch jeder Zoll 
ein König gewesen, als kriegserfahrener Führer des Schwertes, 
als oberster Richter, als väterlicher Leiter und weiser Berater 
seines Volkes. Von ihm galt, was Jean Paul in seinem Er- 
ziehungswerke Levana von einem echten Fürsten verlangt: „Das 
Ideal in der Kunst, Größe in der Ruhe darzustellen, sei das Ideal 
auf dem Throne.“ Wohl verstand er es, ein geborener Herrscher, 
in ruhigem Wirken die stille Größe seines Königtums allen zum
	        
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