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u. a. folgendes ausführte: „Die Arbeit der ersten Kammer tritt
weniger vor die Offentlichkeit. Größere parlamentarische Aktionen
kommen, wie in allen Oberhäusern, auch bei uns nicht vor.
Unser Gewicht liegt in stiller, ernster Arbeit. — Eine ganz be—
sondere Bedeutung wird aber der ersten Kammer dadurch zu-
erkannt, daß die volljährigen Prinzen des Königlichen Hauses
darin Sitz und Stimme haben. Diese Bedeutung tritt aber noch
erhöhter hervor, wenn ein Prinz wie Ew. Königliche Hoheit
mit seltener Gewissenhaftigkeit, mit seltener Treue, mit aufopfe-
rungsvoller Hingabe Sich den übernommenen Verpflichtungen
unterzogen haben.“ Die Kammer habe deshalb für den Sitzungs-
saal ein Bild des Prinzen anfertigen lassen: „Den Männern, die
jetzt auf diesen Stühlen sitzen, wird es stets ein Sporn zur Nach-
ahmung sein; den späteren Geschlechtern aber soll es den Beweis
liefern, wie innig Fürst und Kammer zusammen arbeiten können
zum unzertrennlichen Wohle des Königs und des Vaterlandes.“
— Wenn der Prinz hierauf dankend erwiderte, er habe immer
das Gefühl gehabt, daß er auch auf mancherlei Nachsicht bei seiner
Tätigkeit in der Kammer zu rechnen gehabt habe, und er danke
dafür, daß sie seinen guten Willen für die Tat genommen habe,
so war das keine gemachte Bescheidenheit; der Prinz traute sich
in seiner von Hause aus schüchternen Art das nicht zu, was er
wirklich leistete. Jedenfalls war ihm seine Tätigkeit in der ersten
Kammer stets lieb und wert auch in der Erinnerung, wie er dies
noch im August 1904 in einem privaten Schreiben an den Grafen
Könneritz zum Ausdruck brachte.
Der militärischen Leistungen des Prinzen ist im Zusammen-
hange der früher erzählten Tatsachen gedacht worden. Nach der
trefflichen Vorschule des Krieges 1866 war der Prinz um so ge-
eigneter, sich auch 1870/71 wiederum unter dem Kommando seines
Bruders, bei St. Privat, Beaumont, Sedan und namentlich bei Brie
sur Marne als tüchtiger Divisions= und Korpskommandeur zu be-
währen. Bei dem am 16. Juni 1871 abgehaltenen feierlichen
Einzug der Truppen in Berlin verlieh ihm Kaiser Wilhelm, der ihn
schon mehrfach während des Feldzugs ausgezeichnet hatte, u. a.
durch Verleihung des Ordens pour le mérite, das Altmärkische