Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

Technischen Hochschule die Physik, der Institutsoberlehrer Friede- 
mann die Geographie vertrat. In den wichtigen Fächern des 
Deutschen und der Geschichte unterrichtete außer dem Oberlehrer 
Heinrich Schmidt der nachmalige Bischof von Straßburg, Dr. Fritzen 
und in Religion der spätere Bischof Dr. Wahl, von dem schon früher 
mehrfach die Rede war. Nach neunjährigem Kursus, wie es das Ge— 
setz auch sonst für den Gymnasiasten vorschreibt, bestand der Prinz 
zu Ostern 1883 vor einer Kommission, die aus dem Kultusminister 
Dr. von Gerber und dem Geh. Schulrat Dr. Ilberg zusammengesetzt 
war, in Gegenwart des Vaters und des königlichen Oheims sein 
Abiturientenexamen. Zunächst nahmen ihn darauf seine militäri— 
schen Obliegenheiten in Anspruch, dann bezog er im Mai 1884 die 
Universität Straßburg und hörte dort zwei Semester Vorlesungen 
über Rechts= und Staatswissenschaften und Geschichte, stand natür- 
lich auch im engsten Verkehr mit den Offizieren des dort statio- 
nierten Infanterie-Regiments Nr. 105. Mit Ostern 1885 siedelte 
der Prinz nach Leipzig über und setzte hier auch zwei Semester 
in der angegebenen Weise seine Studien fort. Nach Beendigung 
des theoretischen Teiles arbeitete er praktisch bei der Amtshaupt- 
mannschaft und der Kreishauptmannschaft Dresden. 
Nach kürzeren früheren Reisen innerhalb des sächsischen und 
des deutschen Vaterlandes trat der Prinz am 2. Juni 1886 in 
Begleitung seines Adjutanten Hauptmann von Wagner seine erste 
größere Reise ins Ausland an, die ihn zunächst nach Wien, Salz- 
burg, Preßburg, Ofenpest, Belgrad, dem Eisernen Tor bei 
Orsowa, nach den Karpathen und der Hohen Tatra führte. Dann 
reiste er über Breslau und Berlin nach Hamburg, um von da 
nach England hinüberzufahren. Am 8. Juli landete er auf eng- 
lischem Boden und nahm bis zum 2. Aug. Aufenthalt in London, 
teils mit Besuch der vielen Sammlungen der englischen Haupt- 
stadt beschäftigt, teils, wenn auch in strengstem Inkognito reisend, 
an Land-= und Seeparaden teilnehmend und als Gast der Königin 
in Osborne oder des Prinzen von Wales in Goodwood weilend. 
Bis zum 18. Aug. besuchte er das schottische Hochland mit seiner 
ernsten landschaftlichen Schönheit, auch die bekannte Fingalshöhle 
auf der Hebrideninsel Staffa. Dann führte ihn seine Reise über
	        
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