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die Anzeichen zutage, daß König Georg an derselben Verkalkung
der Arterien, namentlich der Hauptschlagadern, litt, die schon das
Ende König Johanns herbeigeführt hatte; namentlich kennzeichnete
sich dieser Zustand in einem quälenden, nervösen Husten, der dem
armen Patienten bei Tag und Nacht keine Ruhe ließ. Dabei traten
Momente ein, die das Schlimmste befürchten ließen, um dann
plötzlich anderen voll neuer Zuversicht und Hoffnung Platz zu
machen. Der Kranke selbst war sich über seine Lage völlig klar.
Als ihm einer der Arzte Hoffnung und Mut zusprechen wollte,
erhielt er zur Antwort: „Entweder täuschen Sie sich über meinen
Zustand, was ich nicht glaube, oder Sie wollen mich liebenswürdig
trösten. Ich weiß sicher, daß ich sterben werde und früher, als
Sie meinen. Ich sterbe aber gern und ruhig im Aufblicke zu
meinem Herrn!“
Die Pausen der Besserung, oder richtiger der Erleichterung,
nahmen aber immer mehr ab, und jene Zustände qualvollster Angst
und Beklemmung steigerten sich an Häufigkeit und Dauer. Am
14. Okt. übertrug König Georg die Stellvertretung seinem Sohne
dem Kronprinzen. Dann empfing er gegen 8 Uhr abends die
Sterbesakramente bei vollem Bewußtsein. Aber schon kurz nach
10 Uhr begann ihn der Tod mit Bewußtlosigkeit zu überschatten.
Noch gegen 7 Uhr hatte er den Wunsch ausgesprochen, daß die
Erzherzogin Maria Josefa und Prinz Max telegraphisch herbei-
gerufen werden möchten. Sie kamen zu spät: in Gegenwart der
Königinwitwe Karola, des Kronprinzen, des Prinzen Johann
Gcorg, der Prinzessin Mathilde und der nächsten Umgebung des
Hofstaates entschlief König Georg am 15. Okt. morgens 2 Uhr
und 25 Minuten. Schon am 19. Okt. fand unter derselben Teil-
nahme des Landes und des Reiches, wie bei seinem verewigten
Bruder, seine Beisetzung in der Gruft der Hofkirche statt.
Wie in anderen deutschen Landen auch, hatte es im Laufe
des 17. und 18. Jahrhunderts in Sachsen Fürsten gegeben,
die einem allgemeinen Zuge der Zeit folgend, weniger dem Wohle
des Landes als ihren Neigungen dienten. Seit dem Tode Friedrich
Augusts II. im Jahre 1763 genoß Sachsen das Glück, in ununter-
brochener Folge Herrscher an der Spitze zu sehen, die zwar nicht