Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

Sachsen nach der Teilung bis zum Tode König Antons. 
1815—1836. « 
Die letzten Jahre König Friedrich Augusts I. 1815—1827. 
Die Zeit nach den Befreiungskriegen trug in ganz Europa, 
besonders aber in Deutschland als Kennzeichen eine allgemeine 
Abgespanntheit und Ruhebedürftigkeit. Allenthalben galt es, die 
Schäden der letzten Kriegsjahre auszubessern und sich in gedeih- 
lichere Verhältnisse hinüberzuarbeiten. Aber während das in 
Süddeutschland unter der verfassungsmäßig herangezogenen Mit- 
arbeit des Volkes geschah und in Preußen auch ohne Konstitution 
die vermehrten Aufgaben der Staatsverwaltung eine umsichtige 
und zielbewußte Erledigung fanden, blieben in Sachsen die Dinge 
durchgängig beim alten, und an Stelle eines frischen, neuen 
Lebens arbeitete man sich in einen fruchtlosen Haß gegen das 
Nachbarland hinein. „Die Preußen haben uns 's Land gestohlen, 
Wir werden's uns schon wiederholen! Geduld, Geduld, Geduld!“ 
So sang damals die Jugend auf den Gassen. 
Dem heimgekehrten Könige brachte man allenthalben die 
größte Verehrung entgegen. Ohne seine politische Haltung in der 
entscheidenden Zeit des Frühjahrs 1813 einer Kritik zu unter- 
ziehen, hielt man ihn für einen gegen Recht und Gerechtigkeit 
heimgesuchten Märtyrer. Das war zweifellos auch des Königs 
eigener Standpunkt. Im übrigen nahm er die Leitung des Staates 
mit genau derselben Gewissenhaftigkeit, soliden Sachkenntnis und 
gleichmäßigen Arbeitsamkeit wieder auf, die ihn früher aus- 
gezeichnet hatte. Sein Freund und Vertrauter, der „Contino“ 
Marcolini, war am 10. Juli 1814, Gram im Herzen über das 
Sturmhoefel, Ueschichte der sächsischen Lande. II. 1
	        
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