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wiederum im Stiche gelassen, wenngleich sich diese nur mit einer
Stimme Majorität gegen den Antrag der zweiten Kammer er-
klärte. Die Mißstimmung im Lande angesichts einer solchen win-
zigen Majorität war sehr berechtigt.
Die Starrheit konservativster Überzeugung, die sich auf diesem
eben erwähnten Landtage geltend machte, war die Folge des Aus-
scheidens Lindenaus am Ende der Tagung von 1843. Lindenau
sympathisierte keineswegs mit dem neueren und schnelleren Tempo
im Landtage, aber andererseits war ihm, dem Vielerfahrenen und
milde Denkenden noch viel widerwärtiger die egoistische Härte,
welche die Ritterschaft neuerdings bei jeder Gelegenheit bewies.
Er zog es deshalb vor, sich zur ruhigen Betreibung seiner früher
schon geliebten astronomischen Studien nach seinem Rittergute
Pohlhof bei Altenburg zurückzuziehen. Wie er als Minister zu-
gunsten der Staatskasse stets auf sein Gehalt verzichtet hatte,
so verfügte er jetzt über seine Pension zur Unterstützung für Künstler
und zur Verbesserung gering bezahlter Prediger und Schullehrer
im Königreich Sachsen und im Herzogtum Sachsen-Altenburg.
Der edle und hochverdiente Mann starb am 21. Mai 1854 im
fast vollendeten 75. Lebensjahre (geb. 11. Juni 1779 zu Alten-
burg). — An seiner Statt übernahm von Könneritz die Leitung
des Ministeriums, verbunden mit der der Justiz und des Aus-
wärtigen, und drückte dem Ganzen den Stempel seiner hoch-
konservativen Anschauung auf.
Es bewies sich das bald auf zwei wichtigen Gebieten, auf
dem der Kirche und dem der Presse. Seit dem Übertritte Augusts
des Starken war das Mißtrauen gegen die vom Hofe genährte
Unterstützung der katholischen Propaganda immer rege gewesen.
Immer waren auch wieder Übergriffe der katholischen Geistlichkeit
vorgekommen, und man konnte dabei bemerken, daß die leitenden
Behörden mit zweierlei Maß maßen, indem sie solchen Über-
griffen gegenüber eine große Nachsicht walten ließen, dagegen
u. a. den Superintendenten von Penig maßregelten, weil er sich
ungescheut über jene Fälle geäußert hatte, wie dies der Leipziger
Superintendent Großmann in der Kammersitzung von 1843 an
den Tag brachte. In derselben Session wurde von ihm und