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in mäßiger Anzahl zu finden, da bei allen neueren Bauten die ge-
steigerten Holzpreise, sowie staatliche und örtliche Bauvorschriften die
Errichtung von wirklichen Blockhäusern verpönten. Das Blockhaus,
wie man es in der ursprünglichen Bauweise an einzelnen Stellen
noch vortrefflich erhalten findet, und zwar für Eine Familie, ist der
Grundtypus für alle Hausbauten auf dem Gebirge.
Auf einem Viereck von großen Steinen in Trockenmauer (selten
in Lehm= oder Kalkbau) steht das aus zweikantig beschlagenen, auf
den beiden übrigen Seiten nur geschälten Balken errichtete Haus.
Die Balken liegen horizontal; ihre Enden sind übereinander geschnitten
und ragen etwa eine Hand breit vor. Die Balken waren 30 bis
35 em stark; aber als die Stammhölzer kostspieliger wurden, schnitt
man 12 bis 16 em starke Bohlen und fügte dieselben zwischen
stehende Säulen von 30 cm Stärke. Für Thüre und Fenster sind
entsprechende Oeffnungen gelassen und mit Bretern verkleidet. Die
inneren Zwischenwände sind ebenfalls Blockwände, und nur zur Auf-
nahme der Esse und Abgrenzung einer kleinen, schwarzberußten
Sommerküche ist Mauerwerk von mehr oder weniger hart gebrannten
Ziegeln aufgeführt. Die Fugen zwischen den Balken sind mit Moos,
Erde oder Lehm ausgestopft und das Innere mit Kalkfarbe gestrichen,
bei wohlhäbigeren Bauten aber mit Holzverkleidung bedeckt. Die
Stuben= und Kammerdecke ist mit Bretern zwischen den Balken ver-
schlagen; die Fenster sind mit Läden versehen. Die Holzverkleidungen
sind meist in Felder getheilt; aber eigentliche Holzschnitzereien sind
nirgend zu treffen. Zunächst der kleinen Hausflur befindet sich eine
ca. 9 Ellen (5 bis 5½ m) ins Gevierte haltende Stube, an dieser
eine Kammer. In der Stube steht ein großer Kachelofen, in der
kleinen Küche ein Herd. Das zweiseitige, mit Schindeln gedeckte Dach
bildet ein gleichseitiges Dreieck über den niedern Außenwänden und
die über ihm nur wenig aufragende Esse ist von Lehmsteinen oder
Ziegeln gebaut, mit einer Holzverkleidung umfaßt und mit einem
Wetter= und Schneedache überdeckt. Zu dem Dachboden führt eine
offene Stiege. Dem Verlaufe der Ansiedelung entsprechend liegen die
Häuser vereinzelt, mitten im Lande, oder am Wege, oder in Gruppen,
zuweilen in mehreren Gruppen über oder neben einander, am Abhange
oder auf der Bergterrasse. Charakteristisch für diese Art der Anlage
ist der auf einer Fläche von nahezu 7 qkm verstreute Ort Hengsterben
bei Abertham.
Aus dem einfachen Blockhause entwickelte sich das doppelte. Bei
einer oder auch zwei Eingangsthüren bietet es auf einer jeden Seite
dieselben Räume wie das einfache Blockhaus. War Viehstand vor-
handen, so wurde wohl die eine Seite als Wohnhaus, die andere