— 100 —
entstanden und bildet ein festes, unveränderliches, in sich abgeschlossenes
Ganze. Wie die Dorfflur, so zeigt auch die Flur des einzelnen Hofes
das alte, uranfängliche Bild; um jeden Hof herum, von ihm auf—
wärts und abwärts liegt das dazugehörige Ackerland, die Wiesen und
das Gehölz (Busch, Wald). Nur in ganz vereinzelten Fällen mag
durch Nacheinandergründen von Einzelhöfen eine Dorfgemeinschaft
entstanden sein; doch läßt sich kein bestimmtes Beispiel für diese Art
des Vorganges nennen..
Der Einzelhof bildete durch die Anlage der verschiedenen
Gebäude ein mehr oder weniger regelmäßiges Viereck, welches durch
Einzäunungen oder Mauern vollständig abgeschlossen wurde, die Hofe—
raithe. Der Eingang ist ein mit einem hohen Bogen überspanntes
Thor, neben welchem zur linken Seite eine kleine Pforte den Zugang
für Fußgänger bildete. Der Thorbogen war gewissermaßen das
Wahrzeichen des freien, selbständigen Eigenthumes und ist ein Merk—
mal der unzersplitterten Bauernhöfe, bezw. der Stammhöfe, das sich
bis in die neueste Zeit erhalten hat.
Zur linken Seite beim Eintreten in den Hof befindet sich fast
ausnahmelos das Wohnhaus, in welchem wiederum beim Eintritt zur
linken Hand die große Unterstube liegt, an welche ein kleineres Zimmer
oder ein Bretverschlag als ausschließlich von dem Hofbesitzer und seiner
Familie benützter Wohn- und Schlafraum anstößt. Die große Unter—
stube ist der gemeinsame Aufenthaltsort für Herrschaft und Gesinde.
Der große Ofen rechts der Eingangsthüre ist mit einem Wasserkessel
für die Viehbeschickung und mit Stangen umgeben, um nach Bedarf
Wäsche und Kleidungsstücke daran zu trocknen. Längs der Fenster-
wände, also links und gegenüber des Eingangs, befindet sich eine
Bank und in der linken Ecke der große, viereckige, gemeinschaftliche
Tisch; es sind dies Einrichtungsdetails, welche sich fast unverändert
bis auf den heutigen Tag erhalten haben.
Zunächst der großen Unterstube, nicht selten von dieser aus zu-
gänglich, liegt (dem Hauseingange gegenüber) die Küche mit dem
Heerde und dem Backofen, sowie daneben die Speise= und Vorraths-
kammer.
Rechts des Hauseinganges unter demselben Dache befindet sich
der Kuhstall, je nach der Größe des Hofes zur Aufnahme der ent-
sprechenden Anzahl von Rindvieh geeignet. Man kann im Allgemeinen
den Bestand an Rindvieh auf einem vollen Einzelhof oder Hufengute
zu 16 bis 24 Kühen annehmen. An den Kuhstall schlossen sich die
Schweineställe; doch waren sie wohl auch zuweilen bei den ältesten
Gutsanlagen in denselben eingebaut, ganz wie die schon in frühesten
Zeiten vorkommenden Hühnerställe.