Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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Arbeit bleiben. Heitre Kinder spielen vor den Thüren, ein bellender 
Hund kläfft den Wanderer an, während die Hühner gackernd über 
den Gartenzaun flüchten und die Gänse nach dem Bache eilen; Wagen 
mit stattlichem Zugvieh ziehen die Dorfstraße einher; die rauchenden 
Essen lassen ihren Dampf kräuselnd aufwärts steigen, und über dem 
leichten Rauch und dem stattlichen Grün der Bäume, den silbergrauen 
Schiefer- und dicht bemoosten Schindeldächern tritt der spitze, nadel- 
förmig aufragende oder viereckige, zwiebelförmig gekrönte Thurm des 
Kirchleins ins Bild. 
An irgend hervortretender Stelle des Dorfes liegt das Ritter- 
gut, wenn das Dorf überhaupt mit oder von einem solchen aus ge- 
gründet worden ist, mit seinen ausgedehnten, dem bedeutenden Areal- 
besitze entsprechenden Gebäuden, wozu nicht selten noch mehrere 
Vorwerke gehören. Die stattlichen Wohnhäuser der Mehrzahl der 
Rittergüter sind ebenso, wie die Mehrzahl der vorhandenen Schlösser 
Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts auf den Trümmern 
der alten Herrensitze angelegt, welche der 30jährige Krieg in Schutt 
und Asche gelegt hatte. Nur einzelne Burgen sind noch erhalten, 
zum Theil jedoch vollständig umgebaut und in ihrer ursprünglichen 
Anlage nur noch schwer zu erkennen, während ein großer Theil dieser 
frühmittelalterlichen Bauwerke auf dem Erzgebirge in Trümmern liegt 
und ihre große Bedeutung für die Besiedelung und die Geschichte des 
Erzgebirges kaum noch erkennen läßt. 
83. Anlage und Bauart der Städte. 
Gleichzeitig mit der Besiedelung des Gebirges durch Dorf- 
gründüngen entwickelt sich die Niederlassung in den Städten, an den 
Hauptpunkten der Straßen unter dem Schutze vorhandener oder er- 
richteter Burgen. 
In den Städten vereinigten sich Gewerbe, Industrie und Handel, 
so weit von solchen in dieser Zeit überhaupt die Rede sein kann; 
aber die Wurzeln der späteren Entwickelung wurden ohne allen 
Zweifel in der ersten Anlage mit gelegt. Alle die Handwerker, welche 
von der Niederlassung im offenen Lande ausgeschlossen waren, ließen 
sich in den Städten nieder: Bäcker, Schuhmacher, Schneider, Maurer, 
Zimmerleute, Tischler, Böttcher, Stellmacher, Schlosser, Schmiede, 
Weber, Zeugmacher, Tuchmacher, Färber, Gerber, Seiler, Krämer, 
Kaufleute u. s. w. 
Die Städte wurden frühzeitig schon mit bedeutenden Vorrechten 
ausgestattet.
	        
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