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berg erbaut, und 1515 schon war der südlich von Freiberg gelegene
Ort Brand zur Bergstadt ernannt und mit Privilegien ausgestattet
worden. Auf dem Gebirgskamme wurde auch bei Sebastiansberg Bau
auf Silbererze getrieben, von dessen Umfange allerdings nur noch
einige Halden oberhalb Neudorf Zeugniß geben.
Im engen Thale der Weseritz gründeten 1516 oder 1517, un-
mittelbar an den neu entdeckten Silberadern, die Grafen Schlick die
Stadt Joachimsthal, den Mittelpunkt einer ergiebigen, längere Zeit
andauernden Erzgewinnung.
Natürlich wurde die Anlage der Orte um so regelmäßiger, je
größer die Menschenmenge war, welche sich gleichzeitig ansiedelte. Die
neuen Städte auf dem Kamme des Gebirges und nahe desselben sind
mit Meßruthe, Winkel und Zirkel in regelmäßigen Formen entworfen.
Das Ouadrat, oder wenigstens das Rechteck, herrscht bei der Anlage
des Ganzen, wie der einzelnen Theile vor. Bei dem kleinen, ärm-
lichen, um 1500 gegründeten Städtchen Platz umgiebt freilich nur
eine einzige Reihe von Häusern den grünen, viereckigen Markt und
zwei kurze Gäßchen bezeichnen den Eingang von Kralup und den
Ausgang nach Burg Hassenstein. Bei den Städten mittlerer Größe
geht von dem Marktplatze in jeder Richtung der verlängerten Seiten
wenigstens eine Straße, während bei den größeren eine Anzahl von
Parallelstraßen angelegt ist. So besitzt das allerdings weit später
und erst 1654 erbaute Johanngeorgenstadt fünf Längenstraßen nahezu
von Nord nach Süd und sechs rechtwinklig kreuzende Querstraßen.
Marienberg (1521) hat fünf Längen= und fünf Querstraßen, in der
Richtung von Nordwest nach Südost, mit fast gleich großen Vierecken,
von denen die vier mittelsten den Marktplatz bilden. Scheibenberg
(„1515 ist der Bergbau fündig geworden“ 1522 gegr.) besteht aus
zwei breiteren und drei schmäleren von Südwest nach Nordost ge-
richteten Längengassen, welche von fünf Quergassen so gekreuzt werden,
daß von jeder Ecke des Marktplatzes zwei Straßen ausgehen. Ober-
wiesenthal (1526) hat zwei größere Straßen und vier kleine Seiten-
gassen, welche von fünf Quergassen durchschnitten werden. In Platten
(1534) sind vier Längen- und vier Querstraßen und auf dem großen,
viereckigen Markte steht die Hauptkirche; in Gottesgab (1525 die
Grube „Gottesgabe“ gemuthet, 1534 die Stadt gegründet) und in
dem um 1500 gegründeten Kupferberg sind die vom Markte aus-
gehenden Straßen nur kurz; dagegen zählt man in Sonneberg (wahr-
scheinlich ebenfalls um 1500 gegründet) vier Längen= und vier
Querstraßen außer dem Markte, und in Sebastiansberg (1519 ge-
gründet, 1576 Stadtrecht) fünf Längen- und fünf Querstraßen um den
quadratischen Markt, dessen Mitte von der Hauptkirche eingenommen wird.