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Fuhrwerke dasselbe passirten. In den Seitenmauern waren aber auch
Schießscharten, um bei Ueberraschungen und Ueberfällen das Innere
des Thores beschießen zu können. Das Thor war mit einem starken
Gewölbe versehen, der Thorthurm selbst mit ein oder zwei ebenfalls
gewölbten Obergeschossen, welche im 14. und 15. Jahrhundert größere
Schießscharten erhielten und zur Aufstellung von Geschützen benutzt
wurden. Die Thoröffnung selbst ward entweder mit einem starken,
mit Eisen beschlagenen Thor aus zwei Flügeln, in welchen sich etwas
über Mannshöhe ebenfalls Schießscharten befanden, geschlossen. Zur
Vertheidigung durch die Schießscharten ward ein hölzerner Auftritt
(Bank, Banket) hingestellt. Häufig war jedoch die unmittelbar vor
dem Thore befindliche Holzbrücke zum Aufziehen eingerichtet, so daß
sie die Thoröffnung schloß, innerhalb welcher zur schleunigen Sicherung
und Verschließung des Einganges sich ein Fallgatter, von Holz und
mit Eisen beschlagen befand. Nicht selten war neben dem Thore
noch eine kleine Einlaßpforte. Auf beiden Seiten des Thordurch-
ganges befanden sich mit Schießscharten versehene Gewölbe.
Bei den größeren Städten und wichtigeren Befestigungen war
das eigentliche Thor noch durch einen hufeisenförmigen oder rondel-
artigen Vorbau gesichert, in welchem das Thor an der Seite lag, so
daß der Eingang noch besonders unter das Feuer der Nebenmauer
und Nebenthürme fiel. Die Anordnung dieses Außenthores war
ganz der des Haupt= oder Innenthores entsprechend.
Außer den Thoren waren fast in jeder Stadtbefestigung eine
oder zwei Pforten, welche durch Holzbrücken zugänglich waren, und
zum Eingang und Ausgang benutzt wurden, wenn die Thore ge-
schlossen waren.
Rings um die Stadtmauer breitete sich der steile und tiefe
Graben. Die Gräben der alten Stadtbefestigungen waren 15 bis
20 m breit, 9 bis 12 m tief. War der Graben trocken, so war er
schmäler und tiefer, war er naß, dann war er breiter und weniger
tief; die Wassertiefe jedoch immer 2½ bis 2¾ m. — Bei den
Gräben der in der Niederung liegenden Städte kam es in einzelnen
Fällen vor, daß in der Mitte des Grabens noch ein schmaler, tieferer
Graben, der Kesselgraben, gezogen war.
Die äußere und die innere Grabenböschung waren steil auf-
gemauert.
Die Verbindung über die Gräben wurde durch hölzerne Brücken
hergestellt, welche zum Theil auf hölzernen, zum Theil auf steinernen
Pfeilern ruhte. Der dem Thore zunächst liegende Theil der Brücke
war meist als Zugbrücke eingerichtet. Im Falle eines Angriffes
wurden die Brücken abgeworfen.