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Bei den Städtebefestigungen des 14. Jahrhunderts schon findet
man jedoch, und besonders bei größeren und wichtigeren Städten, eine
niedere Grabenvertheidigung durch den rings um die Stadtmauer
herum reichenden Zwinger, einen Absatz in der vorher in einem
Anstieg nach oben reichenden Stadtmauer, welcher durch eine Brust-
wehrmauer und durch halbkreisförmig vor den Thürmen hervortretende
Rondele vertheidigungsfähig geworden war.
Die Befestigungsanlagen der erzgebirgischen Städte finden un-
gefähr mit dem Jahre 1525 ihren Abschluß, so daß von dem durch
Albrecht Dürer eingeführten Bau der starken, mit schweren und zahl-
reichen Geschützen bewaffneten Basteien keine Beispiele vorzu-
finden sind.
Naturgemäß schlossen sich die Befestigungen der Städte den
Formen des Terrains an, so daß auf Bergvorsprüngen liegende
Städte nur eine durch den Graben gesicherte Seite haben, während
die auf steiler Höhe oder an jähem Felsenabhange errichtete Mauer
keinen Graben vor sich hatte.
Alle Städte des Erzgebirges haben, vielleicht mit nur wenigen
Ausnahmen, in den Hussitenkriegen, besonders aber im dreißigjährigen
Kriege die Widerstandskraft ihrer Befestigungen und ihrer Bürger auf
die Probe stellen müssen.
Seit Beginn des 18. Jahrhunderts ist jedoch die Bedeutung
der Stadtbefestigungen allmälig so zurückgetreten, daß sie mit Anfang
des 19. Jahrhunderts überall zum großen Theil, wo nicht vollständig
abgetragen worden sind.
Es ist nicht uninteressant, die Städtewappen des Erzgebirges zu
vergleichen. Dieselben trennen sich in zwei große Gruppen, in die
Wappen der Städte, welche vor 1500 bestanden, und in die der
Städte, welche nach 1500 gegründet wurden. Diese letzteren sind
alles Bergstädte, wie auch ihre Bergmannswappen bezeugen.
Der größte Theil der alten Städte führt eine Stadtmauer mit
Thor und Thürmen im Wappen, zum Beleg ihrer Wehrhaftigkeit.
Diese Städte sind sämmtlich im 13. Jahrhundert, jedenfalls zu An-
fange desselben, wo nicht schon früher, Ausgang des 12. Jahrhunderts
gegründet. So haben Colditz, Leißnig, Döbeln, die drei alten Städte
vor dem Fuße des Erzgebirges, eine Mauer mit offenem Thor (Döbeln
sogar drei) und drei Thürmen. Colditz über dem mittelsten Thurm
ein Schild mit dem Meißner Löwen, Leißnig vor dem Thor den
Wappenschild der Burggrafen von Leißnig. Freiberg führt eine
Mauer mit Thor und drei Thürmen, vor dem Thore den Schild mit
dem Meißner Löwen; Lößnitz eine Mauer mit drei Thürmen, vor
deren mittelsten den Schild der Burggrafen von Meißen; Elterlein
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