Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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verbindungen zwischen einzelnen Städten und Eisenbahnstationen, wie 
auch von Städten unter sich selbst stattfinden, welche das Reisen, wie 
die Beförderung von Gepäck u. s. w. wesentlich erleichtern. 
10. Die Bewohner des Erzgebirges. 
Die Bewohner des Erzgebirges gehören, dem Verlaufe der Be— 
siedelung des Gebirges entsprechend, keinem einzelnen Volksstamme 
ausschließlich an, sondern sind eine Mischbevölkerung deutscher Zunge, 
indem die verschiedenen Volksstämme, Franken, Hessen, Thüringer, 
Westphalen, Friesen, Sachsen u. s. w., sich im Laufe der Jahrhunderte 
zu einem Ganzen verschmolzen und die vorhandenen slavischen Elemente 
vollständig aufsogen. 
Wenn es auch zuweilen scheinen sollte, als lasse sich die Ab- 
stammung eines kleineren Gebietes auf einen bestimmten Volksstamm 
zurückführen, so treten alle derartigen Anzeichen doch nirgend so un- 
widerleglich auf, um eine bestimmte Nationalität nachzuweisen. Mag 
auch in früheren Jahrhunderten bei der abgeschlossenen Lage einzelner 
Thäler und Orte die Bevölkerung derselben lange Zeit ein scharf be- 
grenztes Ganze gebildet haben; so sind die Verhältnisse doch längst 
andere geworden, seitdem die Wälder lichter, die Verbindungen zahl- 
reicher, die Bevölkerung dichter wurde. 
Dessen ungeachtet lassen sich aber noch Verschiedenheiten erkennen, 
sowohl nach der Höhenlage, als auch nach Ost und West des Gebirges, 
ohne zu durchgreifender Bedeutung zu kommen. Lebens= und Nahrungs- 
weise, die von Geschlecht zu Geschlecht fortgesetzte gleichartige Erwerbs- 
thätigkeit u. s. w. haben in Verbindung mit den allgemeinen Cultur- 
und Verkehrszuständen einen maßgebenden Einfluß gehabt. 
So lauten die Urtheile aus verschiedenen Jahrhunderten ganz 
verschieden. Mitte des 16. Jahrhunderts, also lange Zeit vor Aus- 
bruch des dreißigjährigen Krieges, schreibt Albinus: „Letztlich könnte 
man hierher ziehen auch die Gestalt und Schönheit der Personen, 
beide an Männern und Weibern in diesem Lande, davon man auch 
etwas Rühmliches sagen könnte. Und sonderlich wird der Jungfrauen 
und Weiber Wohlgestalt, Schönheit und Geberden mit Wahrheit gelobt, 
von deren zierlichen Tracht und Reniglichkeit in Kleidung und Schmuck, 
so auch zur Schönheit gehörig neulich etwas erwehnet. In diesem 
Fall aber werden für die andern die Bergstädt gerühmt, als von denen 
eine größere Einfalt, welcher jedermann günstig ist, gespüret wird.““) 
*) Albinus, Meißnische Land= und Berg-Chronika. Dresden. 1589. I. 319. 
 
	        
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