Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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Die Kartoffel ist besonders seit der Theuerung während des 
siebenjährigen Krieges in allgemeine Aufnahme gekommen. Sie ist 
eine beliebte, wenn auch nicht besonders nahrhafte Speise. Die 
Kartoffel wird im Ganzen, in Stücken oder in Scheiben gekocht, 
geröstet, gebraten; roh oder gekocht zerrieben oder zerquetscht. Man 
bereitet aus ihnen Suppe, Muß, Pamps, Götzen, Klöße u. s. w. 
Die Kartoffelsuppe wird mit Zwiebeln, Sellerie oder Speck gewürzt; 
Kartoffelmuß mit Speckgriefen gefettet, zuweilen gebacken. Kartoffel- 
stückchen mit Rind= oder Schöpsenfleisch gekocht, oder mit braunem 
Mehl und Essig als saure Kartoffeln zubereitet. Aus rohen oder 
aus gekochten, geriebenen Kartoffeln, mit einem Zusatz von Mehl oder 
geriebener Semmel macht man Klöße; doch ißt man auch Mehlklöße, 
Semmelklöße und Speckklöße mit Vorliebe. Besonders beliebt ist 
Kartoffelpamps oder Pfanne, wo die gekochten, reichlich geschmalzten 
Kartoffeln mit dem Holzlöffel zerdrückt und in der Pfanne gebacken 
werden. Der höchste der Genüsse sind die „Götzen“, ein Backwerk 
von Mehl, Milch, Eiern, mit Butter, Leinöl oder Schmalz. 
Die Bevölkerung des Gebirges zeichnet sich durch keine besondere 
Tracht aus. 
Noch vor vierzig Jahren schrieb man: „Altmodisch gekleidete 
Erzgebirger sieht man nur ganz vereinzelt. Die Schwanzmütze, (eine 
Art wollener Zipfelmütze) ist fast verschwunden; der silberne Ohrring 
(im linken Ohr der Männer), das rothe Halstuch, die gelbe oder 
schwarze Lederhose sind außer Gebrauch gekommen. Nur die Jacke 
(Koller oder Wamms) und der Brustlatz (die Weste) sind noch allge- 
mein. Faltenreiche Röcke, steife Haubenstreifen oder glatte Pelzmützen 
tragen nur noch die Bäuerinnen in den entlegensten Dörfern. Nur 
die Bergleute sind noch durch eine besondere Tracht kenntlich.“ 
In Bezug auf die mittelalterlichen Trachten sei die Schilderung 
in Sebastian Münsters 1544 erschienenes Cosmographia universa 
eingeschaltet. Er beschreibt den erzgebirgischen Bauer, sein Leben 
und seine Tracht: 
„Die Bauern führen ein gar schlecht und niederträchtig Leben. 
Es ist ein jeder von den anderen abgeschnitten (durch die weitläufige 
Lage der Höfe) und lebt für sich selbst mit seinem Gesinde und Vieh. 
Ihre Häuser seind schlechte Häuser von Koth (Lehm) und Holtz ge- 
macht, auf das Erdreich gesetzt ond mit Stroh gedeckt. Ihre Speis 
ist schwarz Roggenbrod, Haferbrei oder gekocht Erbsen mit Linsen; 
Wasser und Molken ist fast (ausschließlich) ihr Trank. Ein zwielich 
Gippen (zwillichene Juppe), zween Bundschuch (Bastschuhe) und ein 
Filzhut ist ihre Kleidung. Diese Leute haben nimmer Ruh. Früh 
und spät hangen sie der Arbeit an. Sie tragen in die nächsten
	        
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