Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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Städte zu verkaufen, was sie Nutzung überkommen auf dem Feld und 
von dem Vieh und kaufen ein dagegen, was sie bedürfen. Denn sie 
haben keine, oder gar wenig Handwerkleute bei ihnen (auf dem Dorfe) 
sitzen. Ihren Herren müssen sie oft durch das Jahr dienen, das 
Feld bauen, säen, Frucht abschneiden und in die Scheuer führen, 
Holz hauen und Graben machen. Da ist Nichts, daß das arme 
Volk nicht thun muß und on Verlust nit aufschieben darf.“ 
Diese, die Hörigkeits- und Lebensverhältnisse des Bauernstandes, 
seine Kleidung und Nahrung kurz aber in kräftigen Farben darstellende 
Schilderung wird durch die Bemerkungen über die Kleidertracht der 
Städter in Jenisius' Chronik von Annaberg (Annabergae Missniae 
urbis Historia 1604) in anderer Richtung ergänzt. 
„Die Männer banden das Haar mit Netzen aus seidenen oder 
goldenen Faden.“ Wir wissen, daß der Freie das Haar lang trug, 
und nur dem Hörigen dasselbe kurz geschoren wurde. 
„Sie tragen mehr eingedrückte und breite (breitkrämpige) Hüte, 
sowie Mondschuhe (Schnabelschuhe?) und Pelzkappen (Mützen) rings 
verbrämt, Röcke mit Aermeln (Ueberröcke), die bis an die Knie oder 
Knöchel reichen. Die Reicheren im-Winter zottige Wolfspelze; die 
übrige Kleidung ist nach altdeutscher Art eng und dem Gliederbau 
entsprechend, das Wams wird durch Hefte oder Schleifen zusammen- 
gehalten. Darüber trägt man im Sommer einen Leinwandrock.“ 
Ueber die Tracht der Frauen erwähnt Jenisius nur, daß ältere 
Frauen Pelze trugen, verheirathete Frauen Hauben und in Zöpfe 
geflochtenes Haar. Derselbe spricht sich wiederholt über den zu- 
nehmenden Luxus aus und bezeichnet als eine ganz besondere „Aus- 
geburt der neuen Hoffarth“ die goldenen Flitterhauben, welche die 
Mädchen an besonderen Ehrentagen trugen, sowie die von Gold und 
Perlen gestickten Stirnbänder, welche von den Bräuten noch außer 
der Flitterhaube angelegt wurden. Besonders aber ereifert er sich 
über die Kleider von Sammt und Seide, welche man vorher fast nie 
erblickt hätte. 
Noch im Anfange des 19. Jahrhunderts war die Tracht der 
Gebirgsbewohner von der Tracht der Bewohner des Niederlandes 
und der Ebene auffallend verschieden. 
So schreibt Mosch (S. 83): „Die Bauerschaft des Gebirges 
hat dagegen im Ganzen folgende Tracht: An Werkeltagen eine kurze 
blaue Jacke ohne Taschen und Kragen, die vorn herab mit einer 
Reihe weißer, stark gewölbter Knöpfe besetzt ist, welche dicht an ein- 
ander stehen. Ueber diese Jacke, im Hochgebirge „Goller“ genannt, 
zieht man einen Rock von schwarzer Leinwand, ebenfalls ohne Kragen 
und mit Knöpfen besetzt, wie jene; inwendig ist derselbe eine Hand
	        
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