Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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Schultern bedeckenden Kragen versehen, und an den Hüften mit bunt- 
seidenen Schnuren oder mit Stickerei besetzt ist. 
Noch im Jahre 1840 berichteten die „Wanderungen durch 
das sächsische Erzgebirge“: „Die gewöhnliche Wochentracht 
der Bauern des Erzgebirges — ein Rock von schwarzer Leinwand, 
ohne Kragen und mit weißmessingenen, stark gewölbten Knöpfen be- 
setzt — wird auch hier (in der Gegend von Altenberg) und in allen 
umliegenden Dörfern getragen. Jeder achtbare Landmann und Bursche 
trägt noch überdieß sein schwarz= oder grünsammtnes, hart an den 
Kopf anschließendes Kappchen und darüber einen Hut mit breitem 
Sammetbande, das zur Sommerszeit einen Blumenstrauß hält. In 
den Taschen der schwarzen Lederhosen barf das blanke Messerbesteck 
so wenig als die mit Kupfer beschlagene Tabakspfeife fehlen."“ 
„Die meisten Frauen und Dirnen des sächsischen Berglandes 
haben, zu ouffallender Entstellung ihres vollfrischen Ansehens, das 
Haupthaar kurz verschoren. Auch gewinnt ihre Schönheit nicht durch 
die mehrfach übereinanderliegenden Röcke, so daß sie in ihrem Gange 
fast wandelnden Glocken und in ihren roth= und blaugestreiften Hemd- 
ärmeln beinahe buntgeflügelten Feldtauben gleichen."“ 
Die Alltagstracht der Männer erinnert nur durch die zum Theil, 
und vorwiegend in der landwirthschaftlichen Bevölkerung gebräuchlichen 
Jacken, Lederhosen und hohen Stiefel noch an die frühere Tracht. 
Noch weniger vom Althergebrachten hat sich in der Tracht des weib- 
lichen Geschlechtes erhalten. Diese ist durchaus städtisch und modisch. 
Die Sonntagstracht der Männer ist schwarz: Beinkleid, Weste, 
Rock, Handschuhe und Hut, wenn auch nicht immer nach der neuesten 
Mode. Die Frauen und Mädchen tragen zum Kirchgange schwarze 
Kleider und Handschuhe, dunkle Hüte (häufig ohne Blumen). Schnupf- 
tuch, Gesangbuch und Regenschirm werden in der Hand getragen. 
12. Liebhabereien. Vergnügungen. Besondere 
Sitten und Gebräuche. 
Der muntere Sinn der Erzgebirger tritt, je nach Ort und Beruf, 
mehr oder weniger scharf hervor. So rühmt man den einen Ort 
vor dem anderen, je nachdem Beobachtungsgabe, Auffassungskraft, 
Schlagfertigkeit und Mutterwitz geweckt und durch das Leben geschärft sind. 
Ueberall steht mit dem heitern Gemüthe die Neigung zu Musik 
und Gesang, sowie die Liebhaberei von Waldsängern und anderen 
Vögeln im engsten Zusammenhange. Wer nur irgend kann, giebt
	        
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