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seitdem längst eingegangenes „elektrisches“ Bad an. Gegenwärtig ist
es vorwiegend Sommerfrische und sehr besucht.
Das kleine, freundliche, an der Straße nach Peterswalde lang
hin gestreckte Städtchen eignet sich wegen seiner Lage und seiner Um-
gebungen zu längerem Aufenthalt.
Von der Panoramahöhe (Pavillon mit Bänken) vom Hohen
Stein, sowie von den Gersdorfer Wänden hat man einen recht hübschen
Blick über das Thal.“)
Der Name Berggießhübel wird auf den Bergbau und auf ur-
alte Gießhütten und Eisenwerke zurückgeführt. Allerdings ist der Berg-
bau sehr alt. Um 1590 (Schumann I, 313) ward sehr stark auf
Kupfer und Eisen gebaut; Gießhübler Kupferglasur war bei den
Mineralogen berühmt; Gießhübler Eisen bekannt und gesucht. Albinus
sagt (II 134): „Das fürtrefflichste Eisen wird zum Lauenstein und
Berggießhübel und Glashütte gemacht .. Zum Gießhübel werden
auch die besten eisernen Oefen gegossen.“
In den damaligen sieben Eisenhütten wurden die besten eisernen
Oefen, und in neuerer Zeit (um 1820) viel Kanonenkugeln gegossen.
Der um 1581 in höchster Blüthe stehende Bergbau war aber im
dreißigjährigen Kriege vollständig zu Grunde gerichtet worden und
erst seit 1692 wieder ausgenommen. Das in früheren Zeiten hier
befindliche Bergamt wurde mit Glashütte und 1783 mit Altenberg
vereinigt. Im Kriegsjahre 1813 wurden die Hütten vollständig zer-
stört. Auf den um 1820 im Gange befindlichen 15 Gruben wurde
Kupferglas, Fahlerz, Kupferkies, Malachit, Kupferglasur, Schwefelkies,
Magneteisenstein, Eisenglanz, Rotheisenstein u. s. w. gebaut. Ein
großer Theil der Gruben ging aber wieder ein, und erst um 1870
wurden Vorbereitungen getroffen, die reichhaltigen Magneteisensteinerze
in größeren Mengen zu gewinnen. Dieselben stehen den besten
schwedischen Sorten gleich. Man legte größere Etablissements für
den Hohofenbetrieb an und wollte gleichzeitig Stahlfabrikation, Gießerei
und Maschinenbau betreiben. Seit Mitte der 70er Jahre wurde der
Bau auf Magnet= und Rotheisenstein allmälig eingestellt, der Hoh-
ofen ausgeblasen und der Bergbau nur zur Erhaltung der Werke
und eines Arbeiterstammes fortgeführt. Unter den Eisensteingruben
sind gegenwärtig nur noch Martinzeche und Mutter Gottes
vereinigt Feld mit Erfolg im Abbau. Die alten Hammerwerke
an der Gottleuba — Fichte, Kleppisch (Klepac = der Klopfer, Hammer)
Kratze, Kammerhof, Bienhof, Haselberg, Giesenstein, Gleisberg an der
*) Führer durch das Gottleubathal von Moritz Fischer, # Bürgermeister
in Gottleuba. Dresden, Axt. 1881.