Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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wiegend zum Verschmelzen kommenden Glaskopfe, und dieser Name 
übertrug sich auf den bis Mitte des 16. Jahrhunderts blühenden Ort, 
welcher 1525 an 42 gangbare Zechen und ein Bergamt besaß. Im 
30jährigen Kriege ging der Bergbau fast gänzlich ein. Gegen Ende 
des 18. Jahrhunderts wurde derselbe auf den reichsten Eisenstein- 
gängen zwar wieder ausgenommen, kam aber in der ersten Hälfte 
dieses Jahrhunderts abermals zu vollständigem Erliegen. Gegenwärtig 
erinnern nur zahlreiche Halden im Norden der Stadt, an der Kalk- 
höhe und bei Cunnersdorf, sowie im Osten, bei Neudörfel und weiter- 
hin auf dem Uhrhübel bei Seitenhain an die Ausdehnung des einst 
betriebenen Eisensteinbergbaues. Die freundliche Stadt bildet eigentlich 
nur eine Hauptstraße, welche auf beiden Seiten des Briesnitzbaches 
thalauf reicht und durch einige Häusergruppen stellenweise zu einer 
Doppelstraße gemacht wird. Ein paar kurze Nebengassen gehen der 
Hauptstraße parallel. Der neueste Theil der Stadt, im Müglitzthale, 
liegt rechtwinklig zur Hauptstraße. Ein großer Theil der Häuser ist 
neu, und das ganze Ansehen der Stadt zeugt von einem Wohlstande, 
den man vor etwa 50 Jahren nicht erkennen konnte. In der weder durch 
ihr Alter noch durch ihre Bauart ausgezeichneten Kirche zeigt man einige 
gute Bilder und Glasmalereien. Das Flügelaltarwerk wie die Glas- 
gemälde im südlichen Chorfenster sind 1837 wieder hergestellt worden. 
Ihren gegenwärtigen Aufschwung und Ruf verdankt die Stadt dem 
1875 verstorbenen Bürgermeister Ferdinand Adolf Lange. Sohn 
eines armen Dresdener Büchsenmachers, kam er mit mangelhaften Vor- 
kenntnissen zu dem seinerzeit rühmlich bekannten Hofuhrmacher Gutkäs in 
die Lehre, wo er tüchtige Fachkenntnisse erwarb und gleichzeitig durch den 
Besuch der polytechnischen Schule in Dresden mit Fleiß und Beharrlich- 
keit eine vielseitige und gründliche Bildung gewann. Nach Beendigung 
seiner Ausbildung ging er ein Jahr nach Paris zu Winnerl, wo er 
durch seine außerordentlichen Fähigkeiten und sein hervorragendes 
Talent im Construiren sehr bald die Stelle eines Werkführers erhielt. 
Nach Dresden zurückgekehrt, trat er als Theilhaber in das Geschäft 
von Gutkäs und widmete sich vorwiegend der Construction von 
astronomischen Pendeluhren und Chronometern. Die Herstellung 
dieser, sowie verschiedener complicirter Zeitmesser war eine so vor- 
zügliche, daß seine Werke auf verschiedenen Ausstellungen die ersten 
Preise erhielten und von den namhaftesten Sternwarten angekauft 
wurden. Lange's Bestrebungen waren vor allem darauf gerichtet, die 
Zusammensetzung der Uhrwerke zu vereinfachen, die Construction der- 
selben auf mathematische Grundlehren zurückzuführen, die Größen- 
*) Glashütte. Mskpt. der Dresdener Königl. Bibliothek. K. 9.
	        
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