Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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Auch in der durch die Strohflechterei ermöglichten guten Ver— 
werthung des Strohes erblickt er einen besonderen Segen. „Ein 
Bund, so viel als in ein Strohseil gehet, können sie um 3 und 
4 Groschen, nachdem es schön weiß und klar ist, verkaufen, daher 
denn mancher Hausvater des Jahres wohl 50 Gülden aus Waitzen- 
stroh lösen kann." 
Die Arbeit der Strohflechterei besteht aus nachfolgenden Vor- 
bereitungen und Ausführungen, welche alle mit Sorgfalt und Auf- 
merksamkeit ausgeführt werden müssen. 
Das Rüffeln des Strohes, um die Aehren von den Körnern 
zu entleeren, ohne die Halme zu beschädigen. 
Das Schöben des Strohes, d. h. das Zusammenbinden des 
reinen Strohes. 
Das Ausschneiden oder Theilen des Halmes in drei Theile, 
von denen der oberste und feinste Theil der werthvollste ist. Hierzu 
gehört auch das Spalten der gröberen und feineren Halme in mehrere 
Theile, um zu feinerem Geflecht verwendet werden zu können. 
Das Schwefeln oder Bleichen des Strohes. 
Das Verlesen oder Sortiren der Halme nach ihrer Stärke, 
zu den verschiedenen Geflechtsgattungen. 
Das Flechten und zwar nach Breite und Feinheit des Ge- 
flechtes von drei bis zu elf Halmen, wonach auch das Geflecht Drei- 
halm, Fünfhalm, Siebenhalm, Neunhalm, Elfhalm genannt wird. 
Das Verschneiden, Abschneiden der vorstehenden Spitzen 
und Abgleichen des Geflechts. 
Das Weifen oder Aufwinden der geflochtenen Strohborten 
nach bestimmtem Maße, ursprünglich die Mandel zu 15 Klafter 
— 45 Ellen (— 27,7 m) später aber meist nur 40 Ellen (— 24,6 m). 
Eine Zeit lang war das Maß des Stückes auf 12½ m zurück- 
gegangen; jetzt werden Stücke zu 50 m verlangt. 
Endlich das Nähen, Zusammennähen der Flechtbänder zu be- 
stimmten Hutformen u. s. w. 
Ursprünglich wurden natürlich nur sehr einfache Geflechte und 
eben so einfache Hutformen hergestellt, und erst mit der Zeit feinere 
Formen des Geflechtes, wie der daraus gefertigten Hüte (später auch 
Mützen) gebräuchlich. Aber frühzeitig schon wurden gewisse Ver- 
zierungen als Zacken, Bogen 2rc. gemacht; nicht minder auch Rund- 
schnuren verschiedener Art, endlich auch Quasten und andere Ver- 
zierungen. 
Der ursprüngliche, große, runde Arbeitshut wurde zwar jeder- 
zeit angefertigt, aber feinere Muster und Modelle wurden allmälig 
auch hergestellt.
	        
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