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niedriger; an Stelle der Felsen- und Waldabhänge treten Wiesen—
ränder und Wiesenflächen, bis zuletzt dasselbe zu einem breiten Auen—
thale wird. *)
Die Rabenauer Große Mühle, seit 1868, wo sie abbrannte,
eine Holzschleiferei, aber früher schon, wie noch heute eine besuchte
Gastwirthschaft, wenn auch durch den Neubau das Idyllische der
alten Mühle beinahe vollständig verschwunden und nur der moderne
Restaurationsbegriff übrig geblieben ist, liegt nur ein halbes Stündchen
von dem in dem Seitenthale des Oelsenbaches sichtbaren, auf hohem
Bergvorsprunge bis zu 80 m über der Thalsohle liegenden Städtchen
Rabenau. Im frühen Mittelalter gegründet, wahrscheinlich nach
dem slavischen hrabi — Hagebuchengehölz benannt, war Rabinowe,
wie die alten Urkunden schreiben, ursprünglich eine jener zu Ausgang
des 11. Jahrhunderts gegründeten Grenzburgen zur Sicherung der
Mark Meißen. Von dem später errichteten Schlosse, als dem Haupt-
punkte der Herrschaft Rabenau, welche im 13. Jahrhundert an die
Burggrafen von Dohna kam, im 15. Jahrhundert als ein böhmisches
Lehen den Markgrafen von Meißen gehörte und von diesen Anfang
des 16. Jahrhunderts an die Miltitze verliehen wurde, von denen
es 1569 Kurfürst August zurückkaufte — von dem Schlosse waren
um 1825 „nur noch auf einem mit Holz bewachsenen, wenig zu-
gänglichen Berggipfel seitwärts der Stadt noch einige Mauern und
Gewölbereste.“ (Schumann VIII, 695.) Wahrscheinlich ist das der
felsige Bergvorsprung, auf welchem gegenwärtig die Fabrikgebäude der
Holz-Industrie-Gesellschaft liegen. Wenig Minuten oberhalb der
Stadt ist die Restauration König Alberthöhe mit einer recht hübschen
Aussicht. Zwischen Wilisch und Luchberg den Sattelberg, zwischen
Luchberg und Geising das Mückenthürmchen, rechts vom Geising den
Gebirgsrücken, bis zur Frauensteiner Burgruine, welche abschließt. Auf
den Höhen vor der Stadt erreicht man in ¾ Stunden den Lerchen-
berg bei Börnchen, dessen Thurm eine Orientirungsscheibe hat.
In Rabenau wird eine schwunghafte Möbel= und vorwiegend
Stuhlfabrikation betrieben, deren Umfang man auf jährlich 24.000 Dutzend
Stühle aller Art, von den einfachsten bis zu den kunstreichen, geschnitzten
oder gebogenen Stühlen aus den feinsten Holzarten, veranschlagt. Auch
in Potschappel, Deuben, Hainsberg, Dippoldiswalde und einigen zu-
nächst von Rabenau liegenden Orten bildet die Stuhlfabrikation einen
bedeutenden Erwerbszweig.
Die Stuhlbauerei bei Rabenau besteht seit mehr als 300 Jahren
*) F. Polle. Führer durch das Weisseritzthal nach Schmiedeberg rc. (mit
2 Karten) Dresden, Huhle 1885.