— 264 —
führen gebahnte Wege bis zur Landesgrenze und von dieser, immer
dem Wasserlaufe nahe bleibend bis Neustadt bei Niklasberg in Böhmen.
Man kann rechnen von Edle Krone bis Klingenberger Vordermühle
8 km, von da bis Röthenbachermühle 9 kmw, von da zur Stein-
brückmühle 6 km; von der Steinbrückmühle bis Rehefeld 13 km,
von Rehefeld bis Neustadt 5 km. Auf jeder dieser einzelnen Strecken,
man mag in das Thal hereinkommen, von wo man will, und mag
es verlassen, wo es sei, wird man von einem mächtigen Eindrucke
seiner landschaftlichen Schönheit erfaßt.
Das Dörschen Zaunhaus und das königliche Fagdhaus Rehe-
seld mit dem Forsthause liegen in einem sich von der Brücke am
Einfluß des Becherbaches bis über die Grenze weit hinaus, an den
Fuß des Niklasberger Keilberges ausdehnenden Waldthale mit breiter
Wiesensohle, an deren beiden Seiten der waldfreie, grasbedeckte Ab-
hang hoch hinauf reicht, ehe der prächtig anstehende Nadelholzwald,
auf der Westseite des Thales mit starken Buchen gemischt, sich weiter
aufwärts erhebt. Rehefeld hieß ursprünglich in Verbindung mit Zaun-
haus „Sorgenfrei“. Es war ein Forsthaus mit etwas Feldwirthschaft.
Auf Waldung und Holzblöße bauten sich Holzarbeiter an, und nach
einer Jagd trennte es König August der Starke von Zaunhaus ab
und benannte es Rehefeld.
Dieser Theil des Thales hat ein an Hochgebirgslandschaft
erinnerndes Ansehen.
Das Thal der wilden Weißeritz ist überhaupt auf dem ganzen
Rücken der Erzgebirgsabdachung das einzige Thal, in welchem auf
seiner ganzen Ausdehnung von Rehefeld bis Tharandt, 37 km weit,
kein einziger Ort im Thale selbst angesiedelt ist. Man zählt von
Tharandt bis Rehefeld 22 Mühlen an der wilden Weißeritz; von
den Ortschaften reichen aber nur Klingenberg, das 25 km weiter auf-
wärts liegende Schönfeld und das Dorf Seyda mit ihren untersten
Häusergruppen bis an den Bach heran. Das tiefe, schroff eingeschnittene
Thal, welches bei der Tharandter Kirche und Schloßruine rechtwinklig
nach Osten biegt, verengt sich aufwärts, bei der Edlen Krone schlucht-
artig von Felsenwänden eingefaßt, und behält diesen Charakter bis
oberhalb Klingenberg bei, nur an den größeren Flußbiegungen im
ausspringenden Bogen sich etwas verflachend. Von der Hintermühle
bei Klingenberg an bis zur Lehnmühle bei Hartmannsdorf von 70,
80 und 90 m hohen zum Theile bewaldeten Thalwänden eingefaßt,
nur zwischen der Lehnmühle und Steinbrückmühle von flachen wald-
freien Hängen begrenzt, wird es von der Steinbrückmühle an von
90 und 100 m hohen Abhängen gebildet, deren Waldbedeckung wieder-
holt bis an die Bachrinne hinabreicht, so daß auf manchen Strecken