Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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nicht einmal Platz für eine Thalwiese bleibt. Das ganze Thal, dessen 
Besuch höchst genußreich ist, bietet zahlreiche Stellen voller malerischer, 
landschaftlicher Schönheit und hat infolge der dünnen Besiedelung und 
des seltenen Besuches den Charakter von Jungfräulichkeit und Rein- 
heit erhalten, wie er in keinem der Gebirgsthäler wieder so unver- 
letzt sichtbar wird. Besonders hervorragend tritt der landschaftliche 
Charakter dieses Thales bei der Hölzelmühle, bei der Röthenbacher 
Mühle, am Einflusse des Hennersbaches, aufwärts der Steinbrück- 
mühle und vor Allem vom Dorfe Seyda an aufwärts bis gegen die 
Quellen der Weißeritz hervor. 
Das königliche Jagdhaus Rehefeld ist unzweifelhaft an 
einer der schönsten Stellen des Thales errichtet: dicht an der Waldes- 
grenze, vor sich einen breiten, über 30 m ansteigenden Wiesenabhang, 
im Thale hinauf, wie an der gegenüberliegenden Thalwand sich weit- 
hin fortsetzend bis an die hoch über dem Wasser befindliche Grenze 
des aus Fichten und Buchen bestehenden Hochwaldes. Das 1870 
erbaute Jagdhaus liegt in etwa 710 m Meereshöhe, ein zweistöckiges 
Gebäude mit vorspringenden Eckerkern, und einem durch Ziergiebel- 
fenster geschmückten Dach. Im Erdgeschoß befindet sich das Eßzimmer 
und das Rauchzimmer, im ersten Stock das Empfangszimmer und 
das Cabinet der Königin. Das Möblement und die ganze Aus- 
stattung ist einfach aber höchst geschmackvoll; Tapeten, Gardinen, 
Möbelbezüge hellblau und weiß; Hirsch= und Rehgeweihgarnituren 
zum Schmuck wie zur Ausstattung der Möbel vielfach verwendet; ge- 
schnitzte Jagdembleme und Wildstücke dem Charakter des Jagdhauses 
entsprechend angebracht; zahlreiche interessante Bilder (darunter einige 
von J. M. der Königin selbst gemalte) den Blick des Besuchers 
fesselnd. Hinter dem Jagdhaus liegt das Wirthschaftsgebäude, nördlich 
desselben die kleine, geschmackvolle Kapelle. 
Der Kastellan hat Erlaubniß, Fremde herumzuführen. — 
Von Rehefeld führt eine treffliche Straße durch den Wald nach 
Altenberg; vom Forsthause bis zum Altenberger Schießhause 6 km. 
Man kann im Vorbeigehen das trigonometrische Signal oder den 
Aussichtsthurm auf dem Kahlen Berge besuchen. 
Unmittelbar an der Station Edle Krone mündet das von Süden 
kommende Thal des Höckendorfer Baches, über dessen Felsenwänden 
sich das Berggebäude Edle Krone erhebt. 
Nach etwa 20 Minuten Wegs durch das enge Felsenthal gelangt 
man in die Thalweitung, in welcher das lange, wohlhabende Acker- 
baudorf Höckendorf liegt und sich über eine halbe Stunde aufwärts 
zieht. Inmitten des Dorfes steht die Kirche mit einem kostbaren 
Altar und mehreren Denkmälern der Ritter Theler (unter anderen
	        
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