Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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hier geboren. „Er war ein getreuer, frommer Fürst, ohne Betrug, 
ohne Falsch: Was er zusagte, das mußte gehalten werden“, schreibt 
Freydiger, sein Geheimschreiber. 
Kurfürst August begann 1566 einen vollständigen Umbau, „weil 
unsser schloß zu Freiberk hin und wider bapfelligk ist“ nach den 
Modellen und Bauanschlägen von Hans Irmisch. Dieser Bau ist in 
seiner Umfassung und Höhe noch jetzt beinahe vollständig erhalten. 
Von der alten Burg blieb Nichts, höchstens der runde Thurm in 
der Südspitze. Um das längliche Viereck des Hofes, dessen Winkel 
nahezu nach den Himmelsgegenden gerichtet sind, erstrecken sich auf 
der Nordwest= und Nordostseite die Hauptflügel, auf den beiden 
anderen Seiten schmälere Verbindungsflügel, so daß das Ganze dem 
Zwecke wohl entsprechen konnte, als Citadelle die Befestigung der 
Stadt zu verstärken. Auf der Ostecke erhob sich ein starker Thurm, 
die Nordecke bildete einen bastionähnlichen Vorsprung, und in der 
Westecke machte die Baulinie einen einspringenden Winkel, um vor 
dem Kreuzthore ein Kreuzfeuer der in den unteren Gewölben des 
Schlosses aufgestellten Geschütze zu gewinnen. 
Die oberen Räume des Schlosses waren als kurfürstliche Re- 
sidenz mit entsprechender Pracht ausgestattet; einc reich geschmückte 
Kapelle in dem nach Nordost gerichteten Flügel; Säle, Zimmer und 
Corridore wurden an Wänden, Decken, Thürgewänden und Fenster- 
nischen, Erkern, Oefen u. s. w. mit Holzverkleidung, Flächenmalerei, Ver- 
goldung u. s. w. reich verziert; das Aeußere des Schlosses mit seinen 
Thürmen, zahlreichen Giebeln, hohen Fenstern u. s. w. stattlich hergerichtet. 
Aber mit dem Beginn des 18. Jahrhunderts, von welchem an 
das Freiberger Schloß verlassen stand, begann auch sein Verfall. 
Wie weit Nachlässigkeit, Habsucht und Gedankenlosigkeit daran Schuld 
getragen, wird sich nicht entscheiden lassen; unzweifelhaft aber ist, daß 
das Schloß in seiner inneren Ausstattung schon bedeutend gelitten 
hatte, als man es, nach verschiedenartiger vorübergehender Benutzung 
im Jahre 1804 zu einem Magazin für Militär und Bergleute um- 
baute. Die innere Eintheilung der Säle, Zimmer und Corridore, 
selbst die Kapelle wurde durch Ausbrechen sämmtlicher Zwischenwände 
und Einziehen zahlreicher Zwischenböden bis zur Unkenntlichkeit um- 
gestaltet. Der große östliche Eckthurm wurde zum Theil abgetragen, 
die Giebel mit ihren Aufsätzen und Verzierungen, die Erker und 
Erkervorsprünge weggerissen, ein einförmiges glattes Dach mit zahl- 
reichen Bodenfenstern hergestellt, die hohen Fenster zum großen Theil 
zugemauert und lange Reihen niedriger, unansehnlicher Magazinfenster 
daraus gemacht. Es wurde dem Ganzen ein möglichst prosaisches 
Ansehen gegeben.
	        
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