Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

— 316 — 
der auf senkrechter vorzieht. Neben dem Fahrschachte gleiten auf 
schiefer Ebene die Fördertonnen auf und ab, ein starkes Getöse inner— 
halb des nur in Felsen gehauenen Schachtes hervorrufend. Das 
Einfahren ist sehr bequem; die doppelten Griffstangen verhindern 
jede Gefahr. Auf jeder Strecke (nach der einen Angabe 40 m, nach 
einer anderen Angabe 24 Lachter, also 18 m Abstand) ist die Fahrt 
des Luftzuges, wie der Sicherheit wegen mit einer Fallthüre ge- 
schlossen. Bis in die Strecke des Rothschönberger Stolln steigt man 
etwa 3 Stunden, und ist nun ungefähr 235 m unter Tage. In 
den 1½ m breiten etwa 3 m hohen Strecken wird man zu den 
verschiedenen Orten geführt, an welchen gearbeitet wird, kann aber 
noch weiter in die Tiefe dringen, wenn man die Einsamkeit des 
Bergmannes vor Ort vollständig auskosten will. 
Es ist erklärlich, daß bei dem geringen Bildungsgrade früherer 
Zeiten die Phantasie dem Bergmann manchen Streich spielte, und 
gute und böse Berggeister, Gnomen und Kobolde „Männlein 
winzig kleiner Art, mit recht struppig großem Bart, dicke Köpfe auf 
dem Nacken, angethan mit Bergmannsjacken, auch ein Leder um den 
Bauch, nach dem alten Bergmannsbrauch, und Kapuzen auf dem 
Kopf“ . . ... blaue Flämmchen, irrende Lichter und Grubenlämpchen, 
ebenso eine Rolle hatten, wie Umherhuschen, Pochen, Trappen und 
Tappsen in den Gruben oder wie glückverheißende Amuclette, Schutz- 
briefe, Geheimmittel, Wünschelruthen u. s. w. Vor der immer weiter 
greifenden Aufklärung und Bildung ist das Gebiet des Aberglaubens 
zurückgewichen, dafür aber dem Bergmanne eine tief gegründete 
Religiosität und Gläubigkeit verblieben, an welcher er in seiuem 
schweren Berufe vollen Anhalt findet. 
Seit 1770 besteht eine königliche Bergschule, welche junge und 
anstellige Bergarbeiter zu Steigern für den vaterländischen Bergbau 
ausbildet. 
Der schwere und mühselige Beruf des Berg= und Hüttenmannes, 
der mit mannigfachen Beschwerden verbunden ist, hat nicht selten zwei 
eigenthümliche Krankheiten im Gefolge, welche unter den Namen 
Bergkrankheit, Berg= und Hüttenkatze bekannt sind. Sie werden beide 
durch das Einathmen mineralischer Beimengungen und vielfach ver- 
derbter Luft hervorgerufen. Die Bergsucht kennzeichnet sich durch 
Athmungsbeschwerden, welche häufig zur Abzehrung führen, während 
die Hüttenkatze unter allen Anzeichen langsamer Bleivergistung in 
Folge des Einathmens von Blei= und Arsenikdämpfen die Erkrankten 
zum höchsten Grade abmagert und entkräftet, wenn nicht rechtzeitig 
Hülfe eintritt. Diese Krankheiten rafften früher, wo die Fürsorge 
für die Gesundheit der Arbeiter eine bei Weitem noch nicht so ein-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.