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der auf senkrechter vorzieht. Neben dem Fahrschachte gleiten auf
schiefer Ebene die Fördertonnen auf und ab, ein starkes Getöse inner—
halb des nur in Felsen gehauenen Schachtes hervorrufend. Das
Einfahren ist sehr bequem; die doppelten Griffstangen verhindern
jede Gefahr. Auf jeder Strecke (nach der einen Angabe 40 m, nach
einer anderen Angabe 24 Lachter, also 18 m Abstand) ist die Fahrt
des Luftzuges, wie der Sicherheit wegen mit einer Fallthüre ge-
schlossen. Bis in die Strecke des Rothschönberger Stolln steigt man
etwa 3 Stunden, und ist nun ungefähr 235 m unter Tage. In
den 1½ m breiten etwa 3 m hohen Strecken wird man zu den
verschiedenen Orten geführt, an welchen gearbeitet wird, kann aber
noch weiter in die Tiefe dringen, wenn man die Einsamkeit des
Bergmannes vor Ort vollständig auskosten will.
Es ist erklärlich, daß bei dem geringen Bildungsgrade früherer
Zeiten die Phantasie dem Bergmann manchen Streich spielte, und
gute und böse Berggeister, Gnomen und Kobolde „Männlein
winzig kleiner Art, mit recht struppig großem Bart, dicke Köpfe auf
dem Nacken, angethan mit Bergmannsjacken, auch ein Leder um den
Bauch, nach dem alten Bergmannsbrauch, und Kapuzen auf dem
Kopf“ . . ... blaue Flämmchen, irrende Lichter und Grubenlämpchen,
ebenso eine Rolle hatten, wie Umherhuschen, Pochen, Trappen und
Tappsen in den Gruben oder wie glückverheißende Amuclette, Schutz-
briefe, Geheimmittel, Wünschelruthen u. s. w. Vor der immer weiter
greifenden Aufklärung und Bildung ist das Gebiet des Aberglaubens
zurückgewichen, dafür aber dem Bergmanne eine tief gegründete
Religiosität und Gläubigkeit verblieben, an welcher er in seiuem
schweren Berufe vollen Anhalt findet.
Seit 1770 besteht eine königliche Bergschule, welche junge und
anstellige Bergarbeiter zu Steigern für den vaterländischen Bergbau
ausbildet.
Der schwere und mühselige Beruf des Berg= und Hüttenmannes,
der mit mannigfachen Beschwerden verbunden ist, hat nicht selten zwei
eigenthümliche Krankheiten im Gefolge, welche unter den Namen
Bergkrankheit, Berg= und Hüttenkatze bekannt sind. Sie werden beide
durch das Einathmen mineralischer Beimengungen und vielfach ver-
derbter Luft hervorgerufen. Die Bergsucht kennzeichnet sich durch
Athmungsbeschwerden, welche häufig zur Abzehrung führen, während
die Hüttenkatze unter allen Anzeichen langsamer Bleivergistung in
Folge des Einathmens von Blei= und Arsenikdämpfen die Erkrankten
zum höchsten Grade abmagert und entkräftet, wenn nicht rechtzeitig
Hülfe eintritt. Diese Krankheiten rafften früher, wo die Fürsorge
für die Gesundheit der Arbeiter eine bei Weitem noch nicht so ein-