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Von dem Pochwerke oder von der Rathsmühle hat man nicht
ganz eine halbe Stunde nach Frauenstein. Inmitten des Marktes,
etwa 651 m über dem Meere, steht die Kirche. Von hier führt
westlich die Straße ziemlich eben bis zum Weißen Steine, die südlich
gerichtete Straße geht am Sandberge vorüber und theilt sich kurz
darauf in den Richtungen nach Bienmühle und nach Moldau in
Böhmen. Durch eine östlich ausbiegende Seitengasse gelangt man zu
der im Thale liegenden Begräbnißkirche.
Auf einem nach Norden gerichteten Felsenvorsprunge von Granit-
porphyr erheben sich die Trümmer der alten Burg Frauenstein,
welche zwar erst 1266 urkundlich erwähnt wird, ohne Zweifel aber
schon Anfang des 12. Jahrhunderts als Grenzburg errichtet worden
war. Die Burg ist auf der in „Bahn, das Amt, Schloß und
Städtchen Frauenstein“ befindlichen Abbildung noch ziemlich erhalten
dargestellt.
Diese Burg bestand nach ihrer Vollendung aus drei Abschnitten.
Die innere Hoch= oder Hauptburg, auf dem nördlichsten, höchsten
Theile des Bergvorsprunges, bildete den Kern der ganzen Anlage,
welche um und zwischen den beiden großen, viereckigen, wenn auch
nicht ganz winkelrechten Thürmen sich aufbaute. Der südliche Haupt-
thurm, „die Lärmstange“, beschützte den Eingang zur Hochburg, der
durch das westlich sich an ihn anschließende, jetzt zerstörte Thorhaus
nach dem winklichen Hofe führte. An diesem südlichen Thurme waren
hoch oben sieben große steinerne Kugeln eingemauert, wahrscheinlich
Denkzeichen einer Beschießung; doch ist die Mehrzahl dieser Kugeln
herabgefallen. Am Nordende der Hauptburg steht der andere der
beiden viereckigen Hauptthürme, „der dicke Märten“, welcher gegen-
wärtig noch besteigbar ist. Von seiner Plattform hat man eine
prachtvolle Aussicht.
Zwischen den beiden Thürmen, und theilweise an dieselben an-
gelehnt, war das Hauptgebäude der Burg mit seinen Wohnräumen
und der Burgkapelle, deren Lage noch an einem romanischen, ge-
kor D#en Fenster erkennbar ist. Die Räume des palastähnlichen
Baͤlles unzweifelhaft mit starken Balken- und Estrichdecken, wie noch
im nördlichen Thurme zu sehen, während die unteren Stockwerke
sämmtlich mit Tonnengewölben geschlossen waren, wie in den Thürmen
noch kenntlich. An dem schmalen, langen Hofe der oberen Burg stand
auf der Westseite des hinteren Thurmes noch ein längeres, niedrigeres
Wohngebäude.
Die Grenzen der mittlen Burg, welche sich südlich und östlich
an die Hochburg anlehnte, werden nach Süden durch die Begrenzung
der Terrasse, durch das heutige Thorhaus und durch Mauer und