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gelegene Kirche von Ober-Neuschönberg, von Häusern und Bäumen
umgeben, eine prächtige Staffage, während oberhalb des auf sanfter
Lehne ansteigenden böhmischen Dorfes Brandau das Städtchen Katharina-
berg in der Ferne auf stotzigem Bergvorsprunge, hell leuchtend, zu
erkennen ist. Ueber demselben die oberste Häusergruppe von Gebirgs-
Neudorf, dahinter die bewaldeten Höhen der böhmischen Haide zwischen
Gebirgs-Neudorf und Böhmisch-Einsiedel. Weiter rechts (also süd-
wärts) die bewaldeten Höhen des Bärensteinberges und des Steindls,
und herwärts der Katzenhaide; zwischen diesen letzteren die Thal-
öffnung der Natzschkau.
Thalabwärts gewinnt man das schönste Landschaftsbild, besonders
bei Abendbeleuchtung, wenn man auf der Zöblitzer Straße von Olbern-
hau bis an die erste Biegung hinaufsteigt, also halbwegs bis zur
neuen Schenke bei Grundau. Von hier übersieht man die ganze,
nach Nordwest gerichtete Thalspalte der Flöha mit ihren verschieden
gestalteten Abhängen, den Waldrändern und Abstürzen, und den
sanft geneigten Höhenzügen oberhalb des eigentlichen Thales, die
ganze Fernsicht durch den Bergkegel des Schellenberges mit dem
darüber aufragenden Schlosse Augustusburg prächtig geschlossen.
Andere ziehen die Aussicht vom Bruchberge hinter Leubnitzdörfel
und vom großen Hahn (berge) hinter dem Hahngute vor.
Olbernhau, ein langgedehnter, wohlhabender Ort von etwa
6000 Einwohnern, hat einen starken Handel mit Spielwaaren. Un-
gefähr 25 größere und kleinere Handlungen kaufen die Spielwaaren
von den Arbeitern auf, von denen der Eine Pferde fertigt, der
Andere Kühe, der Dritte Schweine, der Vierte Bäume, der Fünfte
Häuser, der Sechste Soldaten, der Siebente Kanonen, der Achte
Reiter, der Neunte Festungen, der Zehnte Puppenstuben, der Elfte
Küchen, der Zwölfte klingende Leierkästen u. s. w. Aus diesen einzelnen
Gegenständen stellt der Händler die verschiedenen Spielwaarenschachteln
und Sortimente zusammen. Die Einfüller und Einfüllerinnen packen
genau nach Vorschrift so viel Schafe, Schäfer, Bäume, Gatter, Häuser
in eine Schachtel, daß sie eine größere oder kleinere Schäferei dar-
stellen, und in ähnlicher Weise werden Meierhöfe, Bauergüter, Dörfer
und Städte, Spielschachteln von Infanterie, Cavallerie, Artillerie, ferner
Jagden, aber auch Schachteln mit allerlei Haus= und Küchengeräth rc.
zusammengestellt. Die Schachteln werden nach Dutzenden sortirt zu-
sammengeschnürt versendet.
Außer der Spielwaarenindustrie ist die Fabrikation von Strumpf-
und Webstühlen, von Zündhölzern, eine Pulverfabrik und eine Fabrik
von Fruchtsäften zu erwähnen.
Ollbernhau, welches 1289 noch zu Böhmen gehörte und erst