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Die Serpentinsteindrechsler von Zöblitz bildeten bis 1861 eine
Innung (zuletzt 40 Meister mit 15 Gesellen und 10 Lehrlingen).
Zu welcher Zeit dieselbe errichtet wurde, kann nicht mehr nachgewiesen
werden. Angeblich hat Michael Boßler gegen Ende des 16. Jahr-
hunderts angefangen, den weichen, frisch aus dem Bruche kommenden
Stein auf der Drehbank zu bearbeiten. Kurfürst Johann Georg I.
bestätigte 1613 die Artikel der erneuerten Innung mit allen Privi-
legien, denen 1713 noch die Befreiung der Serpentinsteindrechsler
vom Militärdienste zugefügt wurde. Im Allgemeinen hatte es aber
der Innungszopf nicht verstanden, sich mit der Zeit und dem ver-
änderten Geschmacke fortzubewegen. Von diesen Drechslern konnte
man dies aber auch nicht erwarten, und so blieben wiederholte Be-
mühungen der Staatsregierung, die Meister zu Fortschritten zu be-
wegen, unverstanden und ohne Erfolg. „Die Zöblitzer zerklopfen
manchen schönen Stein, weil er sich nicht drechseln läßt, aber er ließe
sich schneiden und schleifen. Der Unternehmungsgeist fehlte.“ (Europa,
1855, Nr. 50). Im Ganzen war dies auch bei den geringen Mitteln,
über welche der Einzelne verfügen konnte, bei der Vielköpfigkeit der
Innung und bei dem beschränkten Standpunkte vieler Einzelner auch
nicht anders zu erwarten.
Im 17. Jahrhundert schrieb man dem Serpentinsteine Heilkräfte
zu, und Meister Bach in Zöblitz, „den innerlichen Nutzen und Tugend
des Steines erkennend“, machte „ein gar herrliches Pflaster und
Pillen, und auch eine vortreffliche Tinktur“ das Pflaster wider Kopf-
schmerzen, Reißen und Gicht, die Pillen wider Schwachheit des Magens,
die Tinktur wider „Gifft und allerlei anfällige Krankheiten“.
Man fertigte aus dem Serpentin Leuchter, Krüge, Schaalen,
Mörser, Becher, Tintenfässer, Schreibzeuge, Schmuckkästen, Dosen u. s. w.;
in früheren Zeiten auch Pfeifenköpfe, Thee= und Kaffeezeug, Tassen,
flaut-doucen (Dolzflöten, flauto-dolce, veraltete Art der Querflöte mit
7 Tonlöchern) und andere Pfeifen u. s. w., endlich zu allen Zeiten
Handwärmer und Wärmsteine. Die Artikel waren im Ganzen ge-
schmacklos.
Die 1862 errichtete Actiengesellschaft, welche sämmtliche Ser-
pentinsteinbrüche an sich brachte, führte fürs Erste einen rationellen
Abbau der Steine ein. Das frühere, eigentlich nur der alten Innung
mögliche System des Raubbaues, was folgerecht immer nur mit dem
Ersaufen des Bruches enden konnte, wurde aufgegeben, die anstehenden
Bänke in ihrer ganzen Ausdehnung freigelegt und nunmehr Blöcke
bis zu 100 Centnern Gewicht und entsprechender Länge und Breite
gewonnen. Es wurde ein Stollen von ca. 150 Lachter (300 m)
Länge getrieben, die Fabrik durch ein Schienengleis mit dem Bruuche