Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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des oberen und mittleren Erzgebirges dringend geboten. Zu tausenden 
kann man wohl sagen, sind solche Teiche trocken gelegt worden; ein 
großer Theil ist zu Wiese, ein anderer zu Feld gemacht worden; 
einem zweifelhaften Nutzen zu Liebe hat man den unzweifelhaften 
geopfert, welchen diese Teiche als Sammelbecken, als Fischbehälter, 
wie für Bewässerung, für trockene Jahreszeit und Feuchtigkeitsregulatoren 
für ihre ganze Umgebung besaßen. 
Der Plänterbetrieb (Fehmelwirthschaft), welcher in früheren 
Zeiten die vorwiegende Betriebsform der erzgebirgischen Waldwirth- 
schaft bildete, hat in neuester Zeit wieder Fürsprecher gefunden. Man 
schlug nach Bedarf einzelne Bäume innerhalb der Bestände, und ob- 
gleich diese Art des Betriebes die Controle der Wirthschaft erschwert 
unnd ein stärkeres Forstpersonal verlangt, so ist der Lichtungszuwachs 
sehr beachtenswerth und das freier erwachsene Holz von größerer 
Dauer als das im Schluß erzogene. Vor Allem bleibt die Boden- 
kraft und Bodenfrische in höherem Grade erhalten. Besonders in 
den oberen Gebirgslagen ist die Aufforstung großer Kahlschlagflächen 
mit großen Schwierigkeiten verbunden, so daß man hier den Plänter- 
betrieb vorziehen wird. Man hat aber auch versucht durch sogenannte 
Kulissenschläge von nur etwa 30 m Breite den Neuculturen den er- 
forderlichen Schutz gegen Wind, Sonne und Ungeziefer zu geben. 
Die systematische Anlage von Waldwegen, Flügelwegen und 
Schneusen, welche der forstwirthschaftlichen Eintheilung größerer Wald- 
gebiete als mathematische Unterlage auf dem Terrain dient, bildet in 
der Regel das äußere Merkmal des Hochwaldbetriebes. Von den 
ältesten, nun schlagbaren Beständen, mit ihren weit aufragenden, 
starken Stämmen, stufenweise bis zu den jüngsten Jahrgängen, deren 
zarte Wipfelspitzen kaum über die hohen und steifen Rispen= und 
Schwingelgräser emporragen, sind alle Altersclassen und Jahrgänge 
vertreten besonders schön in den jungen dichten Beständen 
der 15= bis 20jährigen Nadelhölzer, und dann in den 30= bis 
40jährigen, sowie wiederum in den reinen Hochwaldbeständen von 60, 
70 und 80 Jahren mit ihrem Untergrunde von Heidel= und Preißels- 
beeren, von fächer= und wedelförmigen Farrenkräutern und den ver- 
schieden gefärbten, mannigfaltig blühenden zahlreichen Moosen. 
Ein bedeutender Wildstand belebt diese Wälder: Wildschweine 
(jedoch nur in den meilenweit ausgedehnten Thiergärten auf dem 
Südabhange des Gebirges), Hirsche, Rehe, Füchse u. s. w. Das 
Ergebniß der Jagden ist immer noch ein bedeutendes, wenngleich 
verschwindend gegen die Jagdbeute zu Anfang des 17. Jahrhunderts. 
Die Jagdverzeichnisse von 1611 bis 1653 ergeben 113 629 Stück 
Wild, welche auf den Jagden des Kurfürsten Johann Georg I. erlegt
	        
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