Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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„Das Volk im Gebirge muß viel leiden, sowohl von den Kaiserlichen, 
die nach Böhmen retiriren, als auch von den Schweden.“ Große 
Drangsale. 
Im December zog Torstenson von Leipzig gegen Freiberg und 
belagerte es vom 27. December bis zum 17. Februar 1643, wo 
die Kaiserlichen unter Piccolomini die heldenmüthigen Vertheidiger 
entsetzten. Auch während dieser Zeit hatten die Schweden das Ober- 
gebirge wieder furchtbar verwüstet; hauptsächlich Wolkenstein und 
Frauenstein. Torstenson ließ eine Besatzung in Chemnitz und in 
Zwickau zurück. Auch Schwarzenberg besetzten die Schweden. „Die 
Stadt empfand es merklich, daß die Schweden keine Freunde, sondern 
Feinde waren“. 
Im Frühjahr 1644 „gingen die Partheien stark um Zwickau 
und thaten viel Schaden“; auch die drei Regimenter Schweden in 
Schneeberg, welche bis Mitte Januar 1645 stehen blieben, haben 
„Schächte eingeworfen und beschädigt, Berghäuser spoliret, die armen 
Leute ausgeraubt, gejagt, geschändet und geängstigt, die Häuser ge- 
plündert und verderbt"“. 
Da schloß der Kurfürst den Waffenstillstand zu Kötzschenbroda, 
den 27. August (6. September) 1645, welcher den schlimmsten 
Drangsalen ein Ende machte und Raub, Mord, Brand und Ver- 
wüstung endigte, wenngleich noch im folgenden Jahre besonders das 
sächsische Erzgebirge durch die aus Böhmen herüberstreifenden Schweden 
Vieles zu leiden hatte, und die Märsche der Schweden in Eibenstock, 
Annaberg und Zwickau Furcht und Schrecken verursachten. 
Die größeren Kriegs-Drangsale hatten nunmehr ein Ende; aber 
in welch' einem Zustande befand sich das Land, dessen Anbau systematisch 
verwüstet, dessen Städte und Dörfer niedergebrannt, dessen Bevölkerung 
um mehr als die Hälfte gesunken, dessen Wohlstand auf Menschenalter 
hinaus vollständig vernichtet war! Hungersnoth und Seuchen hatten 
die Bewohner dahin gerafft; das ganze Kursachsen war grauenvoll 
verwüstet und die Einkünfte des Landes, wie seine Reichthümer, 
wurden von den Feinden bis auf den letzten Heller vernichtet und 
verzehrt. 
Das Friedensfest wurde von Vielen nur auf den Trümmern 
ihrer Habe begangen. 
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