Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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den einfachen Leinengeweben an, durch Baumwolle und Wolle und die 
verschiedenartigsten Zusammensetzungen hindurch, von den einfachsten 
Mustern bis zu den kostbarsten und buntesten Zusammenstellungen von 
Farbe und Zeichnung vermittelst der Jacqardmaschine. 
Die Weberei gruppirt sich nach Maßgabe des verarbeiteten Ma- 
terials in gewisse Districte, in welchen entweder rein leinene, baum- 
wollene oder wollene Stoffe gefertigt, oder aus der Mischung und 
Zusammensetzung der verschiedenartigen reinen und gemischten Web- 
fäden verschiedene Stoffarten hergestellt werden. 
Die Leinenweberei ist naturgemäß in den Gegenden des 
Flachsbaues ansässig. Sie tritt im Erzgebirge nur sporadisch auf, in 
der Gegend von Frauenstein und Sayda, in Großhartmannedorf bei 
Freiberg, in und bei Chemnitz. Von den in Chemnitz befindlichen 
zwei Flachsgeschäften hat das von Oehme & Sohn eine permanente 
Flachsbau-Ausstellung, welche im hohen Grade interessant und be- 
suchenswerth ist. Unter Mitwirkung dieser Firma sind vom erzgebir- 
gischen landwirthschaftlichen Verein Flachsbereitungscurse eingeführt 
worden. Außerdem wurde unter staatlicher Oberaufsicht eine Flachs- 
bau= und Flachsbereitungsschule in Chemnitz eröffnet, um in einem 
sechswöchentlichen Cursus Belehrung über den anatomischen Bau der 
Flachspflanze, über deren Ansprüche an Boden und Klima, über An- 
bau-, Ernte-, Röste= und Bearbeitungsmethoden zu geben und durch 
praktische Arbeiten für Flachsanbau und Flachsbereitung Anleitung zu 
bieten. Näheres über den Anbau und die Bereitung des Flachses 
giebt das Flachsbaualbum von Boye (durch Oehme & Sohn zu be- 
ziehen) und der Katechismus des Flachsbaues und der Flachsbereitung 
von C. Sonntag (Leipzig, J. J. Weber). Die Sächsische Flachsbau- 
Gesellschaft bebaute 1886 eine Fläche von 110 Hektaren mit Flachs: 
das Gahlenzer Musterflachsfeld gab 1885 einen Reingewinn von 
340,82 Mark pro Hektar. Es stellt sich aber immer mehr heraus, 
daß die Regeln im Anbau, der Röste und Zubereitung des Flachses 
genau befolgt werden müssen, wenn etwas Vollkommenes erzielt 
werden soll, — und daß nur intelligente Landwirthe sich hierzu ent- 
schließen. 
Die Baumwollenweberej folgt in ihrer räumlichen Aus- 
dehnung den durch die Baumwollenspinnerei gezogenen Grenzlinien 
und reicht von Olbernhau, Hainichen, Hartha, Rochlitz nach Thüringen 
hinaus und gebirgsaufwärts bis gegen Stollberg und Zwönitz. In 
diesem Webereidistricte ist Chemnitz der Centralpunkt, ganz wie in der 
Spinnerei. Die weißen, glatten, dichten, ganz baumwollenen Gewebe 
(long cloths, shirtings, stouts u. s. w.) bilden in Chemnitz und seiner 
Umgebung einen bedeutenden Fabrikations= und Handelsartikel; doch
	        
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